: Am Maulwurf gescheitert
UNTERWELTEN Der Zoo Osnabrück zeigt in einer alten Tiefgarage selten ausgestellte Arten wie Nacktmulle – und schützt die Tiere vor Blicken
LISA JOSEF, ZOO OSNABRÜCK
Was der Zoo Osnabrück als besondere Attraktion bewirbt, war ursprünglich eine schnöde Tiefgarage: Oberirdisch leben die eher klassischen Zootiere Zebra, Elefant, Seehund und Orang-Utan. Unter der Erde, in der umfunktionierten Tiefgarage, hält man seltener gesehene Arten wie Nacktmulle, Coruros, Präriehunde und heimische Nager wie Ratten.
Auf 500 Quadratmetern wurde für den unterirdischen Zoo ein ganzes Stollenlabyrinth angelegt. Die Gänge, Nester und Höhlen der Tiere sind für die Besucher im Querschnitt zu sehen. Möglichst nah am natürlichen Lebensraum der Tiere sollen die unterirdischen Gehege sein, erklärt Zoo-Sprecherin Lisa Josef. Deshalb gebe es nicht wie in Zoos meist üblich von allen Seiten einsehbare Terrarien, sondern hinter den sichtbaren Bereichen Rückzugsräume, in denen die Tiere ungestört sind.
Die Unterwelt-Tiere zu halten sei nach Angaben des Zoos eine besondere Herausforderung. Der Nacktmull etwa stammt aus Ostafrika und braucht eine konstante Temperatur von 28 Grad. Der Feldhamster dagegen ist bei norddeutschen Temperaturen unempfindlich, dafür ist die Nachzucht kompliziert. Die Nager sind Einzelgänger, paaren sich nur in einem kurzen Zeitraum – und sind dann auch noch wählerisch bei der Partnerwahl. Weil Zuchterfolge ausblieben, sind in Osnabrück nach vier Jahren altersbedingt alle Feldhamster gestorben, erklärt Zoo-Sprecherin Josef. Erst nächstes Jahr sollen neue einziehen. „Feldhamster zählen zu den bedrohten Tierarten“, sagt Josef. Deshalb sei es wichtig, Empathie und Sympathie für sie wecken.
Ganz aufgegeben hat man dagegen das besonders anspruchsvolle Halten von Maulwürfen. Bodenbedingungen, Temperatur, Futtermix und Feuchtigkeit müssen stimmen, gezüchtete Maulwürfe gibt es nur äußerst selten. In Osnabrück hatte man 2009 mit Sondergenehmigung des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wilde Maulwürfe fangen lassen. Im Zoo überlebten die aber nur ein Jahr. Wie die Feldhamster gingen sie ein, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
Einen neuen Maulwurfversuch plant man im unterirdischen Zoo nicht. „Wir wollen keine Tiere, nur um sie zu präsentieren“, sagt Sprecherin Josef, „wir wollen ihnen auch Nachwuchs ermöglichen.“ Der sei schließlich immer ein Zeichen, dass es den Tieren gut gehe.
Stattdessen gibt es den Maulwurf in Osnabrück nur noch virtuell. Die Besucher können auf einen Crosstrainer steigen und mit ihrer Bewegung starten sie auf einer Leinwand einen Film, in dem sich ein Maulwurf durchs Erdreich gräbt – immer so schnell oder langsam, wie der Besucher trainiert. In Besucherbefragungen bleibe der Maulwurf auch als Animation ein Publikumsliebling, sagt Zoo-Sprecherin Josef. „Den will hier jeder sehen, auch wenn ihn niemand im eigenen Garten haben will.“ THA