: Gute Unterhaltung?
Die Aufregung um den türkischen Film „Tal der Wölfe“ ist berechtigt – wegen seiner antisemitischen Botschaft
Es fällt schwer, diesen Film ernst zu nehmen. „Tal der Wölfe“ ist ein grotesk überzeichneter Actionfilm, in dem die „Guten“ wie die „Bösen“ reine Karikaturen sind. Dass diesmal die Rolle der „Bösen“ den US-Streitkräften im Irak vorbehalten ist, wirkt dabei eher amüsant, zumal sie in ihrer Darstellung einem Kaugummi kauenden Söldnertrupp à la „Mad Max“ ähneln. „Tal der Wölfe“ dreht dieses Klischee aus hunderten von US-Filmen nur um und wendet es gegen seine Erfinder. „Dies ist ein Rambofilm, ist ein Rambofilm, ist ein Rambofilm“, sagt deshalb der Schriftsteller Feridun Zaimoglu über „Tal der Wölfe“ in der FAS.
Man kann allerdings nur hoffen, dass die Mehrheit der Zuschauer dass auch so sieht. Denn der Film versteht sich auch als Kommentar zum Irakkrieg: Dafür sprechen nicht nur die vielen Anspielungen auf reale Ereignisse wie den Abu-Ghraib-Folterskandal, sondern auch die Dialoge, die sich teilweise wie politische Statements lesen. Und da stößt es dann schon unangenehm auf, dass der US-Offizier nicht nur als fieser Sadist, sondern als fanatischer Glaubenskrieger, der seinem Gott die Bekämpfung des Islam verspricht, dargestellt ist und die Kurden im Nordirak als dessen tumbe Vasallen gezeichnet werden.
Besonders perfide ist aber die Darstellung eines Arztes, der sich am Handel mit Organen bereichert, die er Gefangenen entnimmt. Dass diese Figur ein plattes antisemitisches Klischee bedient, ist kein Zufall, sondern komplettiert das Zerrbild des Irakkriegs als einer Art jüdisch-amerikanischen Verschwörung. Gut möglich, dass diese Botschaft den meisten Zuschauern entgangen sein mag. Aber wenn man weiß, dass mit Soner Yalcin bei „Tal der Wölfe“ ein Autor als Berater mitgewirkt haben soll, der zuvor schon durch seine Thesen über eine angebliche „jüdische Unterwanderung“ der Türkei unangenehm aufgefallen ist, liegt die Vermutung nahe, dass diese Botschaft beabsichtigt war.
Erstaunlich ist, dass sich solche Klischees in einen türkischen Mainstream-Film eingeschlichen haben. Noch mehr, dass sie ohne größeres Aufsehen den Weg in deutsche Kinos gefunden haben. Dass der Film in der Türkei und unter türkischen Zuschauern in Deutschland solchen Erfolg hat, wirft einige beunruhigende Fragen über die Verbreitung dieser Klischees auf.
Es ist verständlich, dass sich dagegen nun Protest regt. Ein Verbot von „Tal der Wölfe“ dürfte dennoch unwahrscheinlich sein: Schließlich ist es „nur“ ein Unterhaltungsfilm. BAX