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Archiv-Artikel

Suchbefehl erteilt

Im Suchmaschinentool „Lycos iQ“ können User echte Menschen befragen – und deren Antworten bewerten

Gestern im Internet: „Ich habe meinen Kindern das Spiel Tipp-Kick gekauft und mich gewundert, warum der Ball nicht rund, sondern eckig ist. Wer weiß eine Antwort?“, schreibt „kathabau“ um 15.08 Uhr. 3 Minuten später antwortet „Schhhh“: „Ich schätze mal, damit man sieht, welche Farbe oben liegt, bei einem runden Ball wäre das nicht immer eindeutig. Würfel sind ja auch meistens eckig …“

Vor dreieinhalb Wochen startete im deutschsprachigen Internet ein Suchmaschinentool, bei dem User jede Art von Fragen stellen können. „Lycos iQ“ heißt das Produkt, das Europas größter Community-Anbieter Lycos (www.lycos.de) mit dem Satz bewirbt, erstmals eine „menschliche“ Internetsuche entwickelt zu haben. „Es handelt sich um eine komplett neue Sucherfahrung“, sagt Lycos-Sprecher Kay Oberbeck. „Das Konzept: Ein User stellt eine konkrete Frage und bekommt konkrete Antworten – und nicht wie bei Google eine Million Beiträge.“

Fragen stellen darf bei „Lycos iQ“ jeder, antworten dürfen nur angemeldete User – das sind bislang 3.000. Letztere haben sich für Fachgebiete registrieren lassen und werden für jede Antwort von den Fragern benotet. Wer ständig falsche Antworten gibt, wird gedisst. Das Tool vergibt außerdem Ränge, die von „Student“ bis „Einstein“ reichen. „Schhhh“ hat es schon zum „Bachelor“ gebracht, ihre „Tipp Kick“-Antwort ist also vertrauenswürdig.

Die Idee zu dem Frage-und-Antwort-Spiel hatte Konkurrent Google schon vor vier Jahren: „Google answers“ gibt es in den USA schon seit Mai 2002. Die Experten antworten hier nur gegen Honorar, das die Frager aber nur zahlen müssen, wenn sie mit der Antwort zufrieden sind. Ein Modell für das deutsche Internet? „Wir arbeiten zurzeit nicht an einer deutschen Version“, sagt Google-Sprecher Stefan Keuchel.

„Der Trend im Internet zeigt deutlich eine Wende vom anonymen Raum zum sozialen Netzwerk“, sagt Lycos-Sprecher Mathias Blüm. Vielleicht können „kathabau“ und „Schhhh“ ja mal zusammen Tipp-Kick spielen.

Michael Aust