„Die Verbraucher bekommen kein kontaminiertes Fleisch“

Beim Verzehr von Hühnerfleisch bestehe keine Gefahr, sagt Detlef Steinert von der Centralen Marketing Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft

taz: Herr Steinert, Aufgabe der Centralen Marketing Gesellschaft ist es, landwirtschaftliche Produkte zu vermarkten. Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft beim Geflügel?

Detlef Steinert: Wir haben unmittelbar nach dem 16. Februar, als die ersten H5N1-Fälle bei Wildvögeln auftauchten, eine Verbraucherbefragung durchgeführt, um herauszufinden, wie sich die Menschen von der Vogelgrippe beeindrucken lassen. Das Ergebnis ist im Grunde sehr beruhigend: Aktuell sagen 8,6 Prozent der über 1.000 Befragten, dass sie wegen der Vogelgrippe kein Geflügelfleisch mehr essen. Aber das ist natürlich eine Momentaufnahme.

Haben Sie denn auch ermittelt, wie sich dieses Verhalten ändert, wenn Nutztiere betroffen sind?

Nein, das ist nicht erhoben worden. Wir haben aber gefragt, wie hoch die Menschen eine eventuelle eigene Gefährdung einschätzen. Da haben zwei Drittel gesagt, sie hätten weniger oder keine Bedenken. Im Grunde gibt es also ein sehr großes Vertrauen beim Verzehr von Geflügelfleisch.

Welche Maßnahmen plant die CMA denn für den Fall, dass Nutztiere betroffen sind? Spätestens dann wird das Vertrauen doch um einiges nachlassen.

Ich gebe Ihnen Recht: Darauf müssen wir reagieren können. Wir versuchen ja jetzt schon, der Bevölkerung zu zeigen, was alles längst an Schutzmaßnahmen ergriffen wurde. Denn wir haben ja eigentlich gar keine ganz neue, überraschende Situation. Die Geflügelproduzenten haben doch in den vergangenen fünf Jahren, seit der Vogelgrippe in den Niederlanden, vorgesorgt. Das wird jetzt weiter ausgebaut.

Diverse Wissenschaftler kritisieren aber die Berichterstattung in den Medien, weil sie eher Verunsicherung erzeuge.

Meiner Meinung nach haben die Medien das Thema sachlich behandelt und sind nicht in Hysterie verfallen. Dass ist ein wohltuender Unterschied zu BSE seinerzeit. Zumal wir auch bei BSE viel weniger wussten. Jetzt ist bekannt, um welchen Erreger es sich bei der Vogelgrippe handelt.

Dennoch schreibt Bild, die WM könnte abgesagt werden …

Ja, aber da geht es gar nicht um Geflügel, sondern um einige Äußerungen von Politikern, die Angst schüren wollten.

Was tun Sie denn, wenn irgendwann doch Nutztiere betroffen sind, die Überwachung nicht optimal läuft und das Fleisch kranker Tiere versehentlich zum Verkauf kommt?

Ich will da gar nichts verharmlosen, aber die Verbraucher werden kein kontaminiertes Fleisch bekommen. Und selbst für diesen Fall: Sollte so ein Stück Fleisch beim Verbraucher ankommen, besteht keine Gefahr, wenn man es nach vernünftigen küchenhygienischen Maßnahmen behandelt: Wird das Fleich über 70 Grad erhitzt, ist der Virus weg.

Und weil das Fleisch ja zunächst mal kalt ist, trägt der Mensch am Hühnergrill zur Vorsicht dann eine Schutzmaske?

Wenn wir’s ganz päpstlich machen wollen: Auch hier reicht es, wenn man sich nach dem Befassen des Fleisches die Hände wäscht und nicht gleich in der Nase bohrt.

Es fällt schwer zu glauben, dass wir wirklich alles im Griff haben.

Wenn es tatsächlich zum Befall in Nutztierbeständen kommt, dürfte noch etwas an Vorbehalt bei den Konsumenten dazukommen. Wie die einzelnen Verbraucher reagieren werden, lässt sich sehr schwer abschätzen. Im Moment stellen wir zum Glück nicht fest, dass die Verbraucher hier wie in Italien in Hysterie verfallen und der Markt Einbußen bis zu 80 Prozent verkraften muss. Zumal die Situation dort ja ähnlich ist: Auch in Italien gibt es noch keinen H5N1-Einbruch in Nutztierbeständen.

INTERVIEW: STEFFEN GRIMBERG