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Archiv-Artikel

Bierbaums Prognose

Regionalligist Fortuna Düsseldorf spielt 1:1 gegen die HSV-Reserve und kann vorzeitig die Saison 2006/2007 planen

DÜSSELDORF taz ■ Dieter Bierbaum ist ein Optimist. Als Anhänger von Fortuna Düsseldorf muss er das wohl auch sein: Am Samstag wurde der langjährige Stadionsprecher für 50 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt. „The Voice“, wie sie den früheren Mitarbeiter des einstigen FDP-Chefs Erich Mende und Kurzzeitmanager von Hertha BSC Berlin nennen, schmetterte mit sonorer Stimme eine gewagte Prognose gen Zuschauertribünen. Das Aufstiegsrennen sei nicht gelaufen. „Wir sind noch dabei“, rief er. Die 6.000 Fortuna-Fans reagierten eher leise auf Bierbaums Prognose und sollten mit ihrer Skepsis recht behalten. 1:1 spielte Fortuna gegen den Hamburger SV II – das Ende aller Aufstiegsträume.

„Zu pomadig“ hätte seine Elf in der ersten Halbzeit gespielt, sagte Fortuna-Trainer Uwe Weidemann nach Spielende. Das war aber nur die halbe Wahrheit: Tatsächlich sahen die Zuschauer 90 Minuten lang, was die Engländer ein „scrappy game“ nennen: Schläge ins Leere, versprungene Bälle, kleine Fouls. Erst in der Nachspielzeit gewannen die Aktionen der drängenden Düsseldorfer und der konterstarken Hamburger an Präzision. Zunächst nutzte der HSV einen der zahlreichen Fehlpässe von Düsseldorfs Mittelfeld-Altstar Jörg Albertz zum 1:0-Tempogegenzug, eine Minute später glich Fortuna durch Verteidiger Cakir aus.

Acht Punkte beträgt der tabellarische Rückstand auf den zweiten Aufstiegsplatz. Punkte, die in den verbleibenden 13 Spielen wohl kaum aufzuholen sind. Offiziell sind die Verantwortlichen des Tabellensiebten sogar zufrieden mit dieser Spielzeit, hinter den Kulissen jedoch hatte man bis zuletzt gerechnet, ob und wie die Tabellenführenden Essen und St. Pauli noch aufzuhalten sein könnten. Nicht zuletzt die Düsseldorfer Boulevardpresse hatte die Euphorie nach zuletzt sieben siegreichen Heimspielen in der LTU-Arena angestachelt.

Da der weitere Saisonverlauf bedeutungslos ist, werden im Düsseldorfer Umfeld nun Zukunftsfragen gestellt: Wie lang will die Fortuna noch Drittligafußball in einem 50.000-Zuschauer-Stadion spielen? Ist Weidemann fähig, 2007 den Aufstieg zu schaffen? Können Offensivtalente wie Andreas Lambertz und Tim Kruse gehalten werden oder drohen erneut Verluste wie in der Vorsaison? Da gingen die Nachwuchshoffnungen Axel Bellinghausen (jetzt FCK) und Marcel Ndjeng (Paderborn).

Die Fortuna-Fans feierten aber dennoch den späten Ausgleich – und Karneval. Anders als die Frohsinnsvereine Mainz und Köln hatte Düsseldorf immerhin einen Punkt am Karnevalswochenende geholt. Dieter Bierbaum ließ derweil die offiziellen Ehrungen der Vereinsführung über sich ergehen. Eine weitere Prognose von ihm zur Zukunft der Fortuna ist nicht überliefert.

MARTIN TEIGELER