: Die Damen proben den Aufstand
Die Fußballfrauen von Tennis Borussia beklagen, dass ihr eigener Verein sie nicht genügend wertschätzt. Deswegen überlegen die Damen jetzt, mit dem Frauen-Regionalligisten Blau-Weiß Hohen Neuendorf ein Joint Venture zu wagen
Nach Niederlagen in der 2. Bundesliga hören die Fußball-Damen von Tennis Borussia im Teambus oft den Schlager der Band Rosenstolz „Die Schlampen sind müde“. Das scheint zu passen: Denn offenbar ist auch ihr Verein müde, was seine Frauen angeht. Die Zeichen der Zerrüttung häufen sich. Im Januar ist Abteilungsleiterin Gaby Wahnschaffe nach elf Jahren im Amt zurückgetreten. „Leider ist bei TeBe immer alles wichtiger als Frauenfußball“, hat sie schon geklagt, als die vereinseigenen Herren noch Profis waren. Trotz deren Abstieg in die Amateur-Oberliga bilden sie weiterhin den Blickfang auf der TeBe-Visitenkarte.
Als sich Wahnschaffe vor kurzem über mangelhafte Trainingsmöglichkeiten und offene Busrechnungen beschwerte, war das Maß voll für den Herrn im Haus. Vorstandsvorsitzender Peter Antony wies finanzielle Nachforderungen der Frauen brüsk zurück: „Jede Abteilung arbeitet bei uns autonom und ist für ihre Finanzen selbst verantwortlich.“
Die Stimmung ist geladen bei Charlottenburgerinnen, deren Bilanz sich sehen lassen kann. In den Ursprüngen der Frauenbewegung am Ball wurden die Vorzeigedamen von dem Edel-Borussen und Schlager-Schönling Jack White trainiert. Sie schafften es bis in die Bundesliga. Selbst die von Männern dominierte Zuschauerklientel der ARD-Sportschau erwies der Spielkunst der lila Ladys aus dem Mommsenstadion ihre Referenz: Sie kürte die TeBe-Stürmerin Kerstin Elger im Jahr 1996 für einen sehenswerten Fallrückzieher zur „Torschützin des Monats“ Oktober.
Jetzt ist von selbstherrlichen Querschüssen die Rede. Die Macherin Wahnschaffe soll angeblich Trainer und Manager engagiert haben, die als erste Amtshandlung großspurige Ansprüche an den Verein formulierten. Ihre Unterstützer behaupten, die Unruhe käme den Entscheidungsträgern gerade recht, um die Frauen loszuwerden. „Quatsch“, sagt TeBe-Vorstand Antony zu der Separationsthese. Doch auch Gerüchte, die TeBe-Damen könnten sich selbstständig machen, wollen nicht verstummen.
Gespräche laufen
Neuerdings wird allerdings einem dritten Weg gute Chancen eingeräumt: ein Joint Venture mit dem Frauen-Regionalligisten Blau-Weiß Hohen Neuendorf, einer märkischen Fußball-Hochburg nördlich von Frohnau. Hohen Neuendorf gilt als Zuschauermagnet, im Schnitt besuchen 160 Fans die Heimspiele der Brandenburgerinnen – weit mehr, als zu den TeBe-Damen pilgern. „Ich stehe für Gespräche bereit“, erklärt Lutz Kiehne, Präsident der Hohen Neuendorfer, die wegen der S-Bahn-Anbindung dem Berliner Fußballbetrieb angehören.
Bei einer ersten Kontaktaufnahme stießen beide Seiten jedoch auf ein Problem: Weder in der 2. Bundesliga noch auf Regionalliga-Ebene ist eine „Spielgemeinschaft“ zulässig. Was bliebe, wäre eine Frauen-Fusion – oder eine Übertragung der TeBe-Lizenz für die 2. Liga an Hohen Neuendorf.
Kiehne überlässt dem potenziellen Partner den ersten Zug. „In Hohen Neuendorf können wir mit unserer Situation gut leben. TeBe muss sich jetzt bekennen. Aber wir müssen so vorgehen, dass wir nicht kaputt machen“, fordert der Blau-Weiß-Boss. JÜRGEN SCHULZ