: Stadtgrün soll aufgelöst werden
UMWELTBETRIEB Der Eigenbetrieb Stadtgrün soll mit den Entsorgungsbetrieben BEB fusioniert werden. Der Umweltsenator setzt auf „Synergieeffekte“. Ein Chef wird gespart
Von KLAUS WOLSCHNER
Fünfzehn Jahre lang hat die Stadtgemeinde Bremen versucht, ihr Gartenbauamt, das zuletzt als Eigenbetrieb Stadtgrün firmierte, zu reformieren – jetzt wird der Betrieb aufgelöst und mit den Bremer Entsorgungsbetrieben (BEB), die für Abwasser, Müllgebühren und die Mülldeponie zuständig sind, verschmolzen. Der Vertrag von Stadtgrün-Geschäftsführer Ralf Höfter läuft Ende des Jahres aus, seine Stelle soll gespart werden. Rund 150.000 Euro Sparvolumen pro Jahr sieht die Umweltbehörde in ihrer Kostenprognose. Gestern hat die Umweltdeputation die Gesetzesänderungen zur Kenntnis genommen, die Fusion soll rückwirkend zum 1. Januar rechtswirksam werden.
In den 90er Jahren hatte Bremen die Unternehmensberater von Roland Berger auf Stadtgrün angesetzt. Die fanden heraus, was von ihnen erwartet wurde: Ein privater Betrieb sei grundsätzlich deutlich effektiver als die staatliche Organisation der Grünpflege in Stadtparks und Friedhöfen.
Die Expertise von Roland Berger konnte die SPD-Politiker damals nicht überzeugen. Neben handwerklichen Fehlern hatten die Unternehmensberater ignoriert, dass in den alten Gartenbauamts-Zeiten manche „erwerbsgeminderte“ Person bei der Grünpflege sinnvolle Beschäftigung gefunden hatte. Soziale Beschäftigungspolitik könnte man das nennen, sie spart Sozialhilfe, lässt aber das Gartenbauamt im Rentabilitätsvergleich schlechter abschneiden. So wurde eine Privatisierung im Jahre 2002 abgelehnt, aber Stadtgrün wurde auferlegt, sich an der Kostenstruktur privater Gartenbaubetriebe zu messen. Die sozialen Aspekte spielen seitdem also keine Rolle mehr, wenn es zu Neueinstellungen kommt. Die Zahl der Arbeitskräfte wurde um gut zehn Prozent gedrückt.
(...) Der Gartenbaubetrieb residiert in einer noblen Villa an der Hollerallee und hat es bis heute nicht geschafft, die in der bremischen Verwaltung übliche Software SAP einzuführen. Insbesondere bei der Verwaltung hat die Umweltbehörde weiteres Sparpotenzial ausgemacht. Die Villa soll verkauft werden, die Verwaltung von Stadtgrün soll in die Willy-Brandt-Allee ziehen, wo BEB schon residiert. Insgesamt 7,5 Stellen sollen gespart werden. Die Berechnung, mit der die Rentabilität der Fusion belegt werden soll, streckt den Vorgang allerdings bis zum Jahre 2030. Der neue Eigenbetrieb soll „Umweltbetrieb Bremen“ heißen. Rund 200.000 Euro sollen für „Kommunikation“ ausgegeben werden – damit die Bremer erfahren, dass sie sich bei Problemen mit den Müllgebühren oder Wünschen individueller Bestattung an „Umwelt Bremen“ wenden müssen.