Der Einundzwanzigste

Etwa 15 Scheiben trägt Simon Lizotte, Europameister im Disc Golf für gewöhnlich bei einer Disc- Golf-Runde mit sich herum. Am besten „jede Scheibe doppelt, falls ich mal eine im Teich versenke oder sie in einem Baum stecken bleibt“. Dies wird dem 20-jährigen Bremer diese Woche auf dem größten europäischen Turnier in Finnland hoffentlich nicht passieren.

Auf dem „Disc Golf European Open“ spielt Lizotte im finnischen Turku zusammen mit rund 120 weiteren Sportlern um den Titel. Die Austragung wird live im finnischen Fernsehen übertragen. Disc Golf ist eine relativ neue Sportart. Sie wird auf speziellen Parcours, die im Aufbau mit Golfplätzen identisch sind, gespielt. Auch gelten dieselben Regeln wie beim Golf, nur dass die Disc-Golf-Spieler anstatt mit Golfschlägern mit Scheiben hantieren und diese auch nicht in Löchern im Boden, sondern in Metallkörben landen.

Ursprünglich kommt der Sport aus den Vereinigten Staaten. Nach Deutschland kam er während der 1980er-Jahre. Aber auch da gab es nur eine kleine Gruppe von „20 Leuten oder so, die Disc Golf als Hobby nachgingen“, schätzt Lizotte. Zu dem Sport kam er über seinen Vater. „Mein Vater kommt aus Kanada und dort hat der Sport wesentlich früher angefangen.“ Besonders stark müsse man als Disc- Golf-Spieler nicht sein. Es reiche, wenn man „Kraft in den Armen“ habe, denn schließlich gehe es mehr um Technik und Geschwindigkeit.

Vorige Woche hat Lizotte mit dem Wurf seiner Scheibe den Geschwindigkeitsweltrekord gebrochen. „Der Rekord lag vorher bei 140 Kilometer pro Stunde und ich bin auf 144 gekommen“, so Lizotte. „Leider hatten wir das nicht angekündigt, weswegen es kein offizieller Rekord ist.“ Die größte Disc-Golf-Szene gibt es in den USA, und Lizotte kann es sich „absolut vorstellen“ für den Sport nach Amerika zu ziehen. „Es gibt auf der Welt vielleicht 20 Disc-Golf-Spieler, die von dem Sport leben können“, schätzt Lizotte, „ich will der 21. werden.“ MERLE BOPPERT