Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird in der Baiz über die „Widerstandsmöglichkeiten gegen die Residenzpflicht“ gesprochen, natürlich mit dem Ziel, diese abzuschaffen. Mit dem Mittel der Residenzpflicht werden Flüchtlinge noch immer wie Gefangene gehalten, die sich nur in extra ausgewiesenen Gegenden aufhalten dürfen. Das ist dann nichts anderes als Gängelung. Am Mittwoch spricht man im Mehringhof auch ohne den Anlass eines Frauentages über feministische Themen, es geht um nichts weniger als die „Fragen an einen linken Feminismus“. Jörg Nowak und Caren Kunze sprechen über die neue „liberalere“ Familienpolitik und die linke Position dazu. Lehnt man Elterngeld ab, weil es vom Staat kommt? Ist Christina Schröder eine heimliche Linke? Es darf und soll gestritten werden. Am Donnerstag wird an gleichen Ort über die „Politische Arbeit in der DDR und heute“ gesprochen, was schon ein recht merkwürdiger Titel ist. Doch dahinter verbirgt sich eine Veranstaltung mit Reinhard Schult, der schon in der DDR zur Opposition gehörte, heute aber nicht seinen Frieden mit dem Staat gemacht hat. Diese Veranstaltung ist Teil der bemerkenswerten Reihe „Das Begehren, anders zu sein, und das Ende der DDR“, die sich darum bemüht, einiges Positive aus dem Erbe der DDR zu retten, ohne auf eine grundsätzliche Kritik an ihr zu verzichten. Zur gleichen Zeit wird im Café Kohi der „Tag des politischen Gefangenen“ begangen und dabei wird auch auf die Rolle der Roten Hilfe eingegangen, die noch immer existiert, wenngleich sie etwas in Vergessenheit geraten ist. Und das nicht nur, aber auch, weil sie oft meinte, sich ideologisch auf eine Seite schlagen zu müssen und manche Gefangene nicht mehr als Linke akzeptieren wollte, was man nicht eben als gelebte Solidarität begreifen kann. Dennoch: Als Einrichtung ist eine Rote Hilfe weiter vonnöten.

■ Residenzpflicht: Baiz, Christinenstr. 2, Mo., 19 Uhr

■ Linker Feminismus: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Mi., 19 Uhr

■ DDR und heute: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Do., 19.30 Uhr

■ Rote Hilfe: Café Kohl, Rungestr. 20, Do., 19.30 Uhr