kurzkritik: „die wilden schwäne“ : Beflügelnde Musik
Das Setting könnte kaum schöner sein: Ein Streich-Quintett der Kammerphilharmonie sitzt auf der Bühne des Moks und spielt Britten, Pärt und anderes Anspruchsvolles, und zwar für Kinder ab acht – eine ansonsten meist mit Rolf Zuckowski abgespeiste Altersgruppe. Nebenbei spielen die MusikerInnen auch Theater: Sie sind die Hofschranzen des Königs, dessen Söhne in die titelgebenden „Wilden Schwäne“ verwandelt werden.
Eine Königin ist nicht vorhanden, wie also ist das Leben als allein erziehender Vater von acht Söhnen und einer Tochter? „Schön“ – es steht ja ausreichend Personal zur Verfügung, das Modell von der Leyen lässt grüßen. Alles ist schön und die selbstironische Reflektion darüber ist auch der schönste Teil des Stücks. Vater König rafft sich wenigstens zur täglichen Kricket-Pose auf, seine Kinder aber sind die größten Langeweiler des ganzen Reiches.
Endlich bricht die Stiefmutter in spe durch die Tapete des (wirklich!) schönen Bühnenbildes und fackelt nicht lang: Die Söhne fliegen wortwörtlich raus, die Tochter soll mal arbeiten. Womit bekanntlich die hürdenreiche Persönlichkeitsentwicklung der Protagonisten beginnt. Man merkt Uli Jäckles Inszenierung an, dass sie von einer Hörspielfassung ausgeht. Darin hat Thomas Brasch der Andersen’schen Vorlage einiges von der moralischen Betulichkeit des staatlich bezahlten Märchenonkels genommen, aber naturgemäß ein Stück für die Ohren verfasst. Auf der Bühne wird daraus ein manchmal eher illustratives als intensives Story Telling.
Henning Bleyl
Die nächsten Termine: 4., 5.,18. und 19. März um 16 Uhr