: Was darf ein Student kosten?
Bremen gibt für seine Hochschulen viel weniger Geld aus als andere Großstädte oder Stadtstaaten. Das heißt aber nicht, dass Bremen mehr Geld aus dem Länderfinanzausgleich zusteht, sagen Experten
Bremen taz ■ Kaum eine Großstadt hat solch günstige Hochschulen wie Bremen. Zwar liegen die Ausgaben Bremens deutlich über denen der Flächenländer. Gleichzeitig erreichen sie gerade mal die Hälfte dessen, was vergleichbare Großstädte in ihre Hochschulen investieren. Selbst Hamburg und Berlin geben mehr aus als Bremen. Das ergibt eine aktuelle Untersuchung der an der Uni Bremen angesiedelten „Forschungsstelle Finanzpolitik“ (FoFi) des früheren Finanz-Staatsrates Günter Dannemann.
Bremen stellte im Jahre 2003 256 Euro je Einwohner für laufenden Hochschulausgaben bereit, etwas weniger als die anderen Stadtstaaten Hamburg (267 Euro) und Berlin (300 Euro). Zieht man indes die Großstädte mit über 500.000 EinwohnerInnen zum Vergleich heran, ist der Abstand weitaus größer: 512 Euro werden dort im Durchschnitt je EinwohnerIn investiert, drei mal so viel wie in Flächenstaaten. Wären diese Städte selbst Stadtstaaten, so André Heinemann von der FoFi, müssten sie ihr Studienangebot – und damit auch die Versorgung für das Umland – vermutlich nachhaltig einschränken.
Auch beim Vergleich der hochschuleigenen Mittel je Studierendem schneidet Bremen gut ab. 2003 kostete jeder Studierende den Bremer Haushalt 5.139 Euro. Bei den Kommilitonen in anderen deutschen Großstädten beliefen sich die Kosten im Mittel auf immerhin 6.000 Euro, in Hamburg oder Berlin waren es sogar knapp 6.200 Euro.
Bremen arbeitet damit nicht nur um fast ein Fünftel billiger als die übrigen Stadtstaaten. Sondern hat gegenüber den Vorjahren sogar noch an Geld gespart. 2002 flossen für jeden Studierenden in Bremen noch fast 5.700 Euro in die Hochschulen, während für Düsseldorf zur gleichen Zeit rund 9.000 Euro, für Stuttgart fast 10.000 Euro und für Hannover mehr als 11.000 Euro anfielen. Bleiben die medizinischen Einrichtungen unberücksichtigt, erreichte Bremen damit 2003 gerade mal 84 Prozent des Flächenländerdurchschnitts.
Gleichzeitig studierten in Bremen mehr Menschen als zumindest in einigen anderen Städten, darunter Hamburg und Berlin. Während Bremen im Wintersemester 2004/05 52 Studierende je 1.000 Einwohner zählte, waren es in Berlin 42, in Hamburg oder Essen noch 40, in Duisburg nur 31. Dennoch weist Bremen bei einem Großstadtdurchschnitt von 63 eine unterdurchschnittliche Studentenzahl auf.
Zwar ist Bremen – gerade im Vergleich mit seinen Konkurrenten aus den übrigen Stadtstaaten – ein „relativ günstiger“ Standort, resümiert Heinemann. Doch die Frage, ob dem Land – gemessen an der Einwohnerwertung von 135 Prozent – mehr Geld aus dem Länderfinanzausgleich für seine Hochschulen zusteht, lässt der Finanzexperte bewusst offen. „Vermutlich“ sei die derzeitige Einwohnerwertung „nicht ausreichend“, sagt Heinemann wage. Festlegen mag er sich jedoch nicht. „Ausgaben sind schließlich noch kein Indiz für Effizienz“.
Und schließlich bringt schon jeder Studierende, der dank der Landeskinderregelung bei den Studiengebühren nach Bremen zieht, dem Stadtstaat 3.000 Euro aus dem Länderfinanzausgleich ein. Mögliche allgemeine Studiengebühren von 500 Euro pro Semester oder mehr könnten in der Zukunft ihr Übriges tun, um die Ausgaben für die Studierenden zu finanzieren. mnz