: „Damit es lebendig wird“
JUGENDGERICHTSTAG Schüler stellen eine Gerichtsverhandlung zum Thema Mobbing nach
■ leitet das Amtsgericht Bremerhaven.
Taz: Herr Lissau, der Jugendgerichtstag beschäftigt sich mit dem Thema Mobbing an Schulen. Wie akut ist dieses Problem?
Uwe Lissau: Die Problematik spielt im Moment eine große Rolle. Die Universität Lüneburg hat eine aktuelle Studie herausgebracht, wonach jeder dritte Schüler schon einmal von Klassenkameraden schikaniert worden ist.
Aber ist das so neu, dass es in einer Schule solche Auseinandersetzungen gibt?
Mobbing hat heute nichts mehr mit Hänseleien unter Mitschülern zu tun. Da kommt es immer häufiger zu ernstzunehmenden Straftaten.
Was genau wird im Amtsgericht passieren?
Wir werden einen Fall darstellen, damit es ganz lebendig wird. Dabei simulieren wir mit Schülern eine Gerichtsverhandlung. Es geht um einen Jungen, der eine Mitschülerin in ein Schwimmbecken stieß, obwohl er wusste, dass sie nicht schwimmen kann und ihr dann auch noch nachstellte.
Ist dieser Fall realistisch?
Ja, er hat sich so ähnlich zugetragen, wird aber verfremdet. Die Schüler nehmen aktiv am Fall teil, stellen Zeugen und Kläger dar. Das Gericht ist aber echt, mit echtem Richter, Schöffen, Staatsanwalt, Verteidiger und Jugendgerichtshilfe.
Was soll dadurch bei den Schülern bewirkt werden?
Das oberste Ziel ist Prävention. Anhand der Darstellung gestalten sie aktiv mit und erleben den Fall, der symptomatisch für die Problematik ist. Sie erleben auch wie schlecht es dem Opfer geht. Und sie merken wie ein solcher Fall jugendgerichtliche Sanktionen nach sich ziehen kann. Wir arbeiten in diesem Jahr wieder mit dem Förderzentrum Kerschensteinerstraße in Bremen-Vergesack zusammen. Aus den Schulen werden dann die Altersklassen beteiligt, in denen das Problem besonders akut ist. Interview: Kristin Kielon
10 Uhr, Amtsgericht Bremerhaven