: Zum 8. März die rote Karte
Frauenbündnis will über Schattenseiten der Fußball-WM aufklären. Verkäuferinnen müssen bis tief in die Nacht arbeiten. Senat soll Konzept erarbeiten, um Frauen vor Gewalt zu schützen
von KAIJA KUTTER
„Gewalt gegen Frauen die rote Karte zeigen“, mit diesem Slogan will ein Hamburger Bündnis von 80 Gruppen anlässlich des 8. März über die „Schattenseiten“ der Fußball-Weltmeisterschaft aufklären. Statt einer Demo soll es zum Internationalen Frauentag deshalb in diesem Jahr eine gezielte Informationskampagne geben.
Dass mit der Weltmeisterschaft auch die Zwangsprostitution von Frauen aus Osteuropa zunehmen wird, davor haben die Kirchen kürzlich schon gewarnt. Doch es wird auch für die Hamburgerinnen spürbare Nachteile geben, davon sind Marlies Strelow vom Frauenprojektedachverband pro:fem und Ilse Behrens vom Landesfrauenrat leider überzeugt. „Wenn die Deutschen verlieren, gibt es mehr häusliche Gewalt“, berichtet Strelow. So riefen während einer EM oder WM in der Regel mehr Frauen bei den Frauenhäusern an, um Schutz zu suchen. Gewalt hätten Frauen aber auch von randalierenden Fans zu befürchten. „Das geht von anmachen, anpöbeln bis hin zu angreifen“, ergänzt Ilse Behrens, weshalb das Bündnis von der Stadt ein Sicherheitskonzept verlangt. Besonders gefährdet wären bestimmte Orte, beispielsweise ein Lesben-Verein am Heiligengeistfeld.
„Gewalt“ besteht für das Frauenbündnis aber auch darin, wenn der Einzelhandel Verkäuferinnen „gegen ihren Willen bis tief in die Nacht arbeiten lässt“. Inbesondere für Mütter sei dies eine starke Belastung. Auch sei bei den Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten nicht gesichert, dass die Frauen dies freiwillig tun und tarifgerecht entlohnt werden. Zudem sei zu befürchten, so Strelow, dass diese Öffnungszeiten auf Dauer ausgeweitet werden.
Die Kampagne beinhaltet aber auch Solidarität mit den Frauen in der Dritten Welt. So ist der Hauptsponsor der Fußballweltmeisterschaft der Sportartikelhersteller Adidas. „Wir sind sehr misstrauisch, ob in den Zulieferbetrieben die Arbeitsbedingungen geschützt sind“, erklärt Ilse Behrens. Dem Thema widmet sich am 22. März eine Veranstaltung im Haus der Diakonie (Königstraße 54).
In früheren Jahren war der 8. März oft von Protesten gegen die Kürzungen bei Hamburgs Frauenprojekten gekennzeichnet. Man habe dies nicht verhindern können und sei „resigniert“, berichtet Strelow. Es wäre schön, wenn der Senat auch die Arbeit der Frauenprojekte als wichtigen Teil der Gesellschaftpolitik anerkenne. Doch einen Kontakt mit Familiensenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) und Dachverband pro:fem habe es bis heute „leider nicht gegeben“.
Schnieber-Jastram lädt am 8. März übrigens wieder geladene Gäste ins Rathaus zum Empfang. Thema: bislang keines.