hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Natürlich ist ein jeder Mensch mit seinen Erfahrungen und in seinem Wesen einzig und damit unvergleichlich. Aber Ähnlichkeiten mit anderen Menschen finden sich manchmal doch, zwischendurch selbst bei Musikern und mit ihnen bei den Bands. Ja, auch die einzig und unvergleichlich. Und trotzdem ab und an mit dem beliebten „klingt wie“ zu fassen, was hier einfach mal mit der aktuellen Konzertsituation durchgespielt werden soll, um damit gleich ein paar Plattentipps loszuwerden.

Da wären etwa die Woods, eine Band aus Brooklyn, die am Donnerstag in der Kantine des Berghain spielt. Ein Blumenkinder-Folkbeat lässt sich da hören, der – die Gitarrenarbeit etwas verschärft, an der Finesse noch poliert – unmittelbar an die ganz frühen Byrds und Beau Brummels, also Schlagzahl 1965, denken lässt (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, 13 €). Gegenüber so einer jugendlichen Spring-ins-Feld-Musik geht es mit Circle musikalisch dann entschieden ins Postadoleszente. Im Neuköllner NK gönnen sich die in verschiedene Richtungen experimentierenden finnischen Trancerocker ein Fest mit zwei Abenden. Am Dienstag spielen sie als Circle, und die organisieren kleinste Melodiepartikel zu einem Repetitionsrock mit derart stoischem Gleichmaß, dass das (Krautrock!) in die Auslaufrillen der ersten beiden Neu!-Platten genauso passt wie (Postrock!) auf irgendein Album von Pell Mell (ich empfehle jetzt einfach mal „Flow“ vom generell guten Output der SST-Band). Am Mittwoch treten Circle dann als Pharaoh Overlord an, mit ein paar Kilo mehr an Gewicht, dass das mit den sich ins Nirwana delirierenden Gitarren neben dem Dauerwummern als die Stoner-Variante von Kraut durchgehen kann. In etwa Richtung Hawkwind (bei denen mal ein gewisser Lemmy spielte) (Elsenstr. 52, jeweils 21 Uhr). Und mit The Flying Eyes aus Baltimore am Mittwoch (mit gleich zwei Vorbands) im Bi Nuu hat man einen schwermütigen psychedelischen Rock. Als zeitlos angekündigt. Kann in seiner Prägeformel aber mit der Vollfettgitarre und dem Blues im Gemüt im Rockkalender präzise auf das Jahr 1969 festgelegt werden. Wegen der Stimme des Sängers hat man die Doors zum Vergleich vorgeschlagen, musikalisch aber sind das doch eher die in den amerikanischen Weiten ausgespielten frühen Led Zeppelin (im U-Bhf. Schlesisches Tor, 21 Uhr, 17 €).

Als Nachtrag: The Paradise Bangkok Molam International Band. Spielte letzten Samstag bei der Wassermusik im Haus der Kulturen der Welt. Unglaublich krautiger Rock, eine psychedelische Erfahrung. Watch out! Und dass Robert Forster diesen Samstag bei der Wassermusik wie die Go-Betweens klingt, liegt halt daran, dass er mal ein Go-Between war.