Bovenschulte will basisdemokratische SPD

PARTEIEN Möglicher Kandidat für den SPD-Vorsitz bestätigt Interesse. Er wolle Basis stärker miteinbeziehen

„Für eine starke SPD liegt noch ein Stück Arbeit vor uns.“

„Mitglieder stärker motivieren“ – das will Andreas Bovenschulte, der vom derzeitigen Landesvorsitzenden der Bremer SPD, Uwe Beckmeyer, als sein möglicher Nachfolger ins Spiel gebracht wurde. Der 44-jährige Jurist bestätigte gestern der taz, dass er sich für den Posten interessiert.

Er wolle sich am 7. April in seinem Ortsverein zur Nominierung stellen und sei „guter Hoffung“, dass dieser ihn dann auch nominieren werde, so Bovenschulte. Sein Ziel sei es, bei den nächsten Landtagswahlen 2011 eine schwarz-gelbe Regierung zu verhindern und dafür zu sorgen, dass die derzeitige Koalition aus SPD und Grünen ihre Arbeit fortsetzen könne. „Dafür braucht es eine starke SPD – und da liegt noch ein Stück Arbeit vor uns.“ Als dringlichsten Punkt nannte er die stärkere Miteinbeziehung der Parteimitglieder. Dies bedeute, ein Verfahren zu organisieren, das es allen Interessierten ermöglicht, sich an der Diskussion um SPD-Positionen beteiligen zu können, sagte Bovenschulte.

Doch ausgerechnet seine Kandidatur empfinden Parteimitglieder als Gegenmodell zu einer SPD, die weniger von Strippenziehern in Hinterzimmern gelenkt wird als vom Willen der Genossen an der Basis. Bovenschulte war von Beckmeyer und Carsten Sieling vorgeschlagen worden, nachdem sie gemeinsam am Freitag erklärt hatten, auf eine Kandidatur zu verzichten. Er sei „enttäuscht“, sagte der Vorsitzende des Ortsvereins Oberneuland, Derik Eicke, dass die beiden Bundestagsabgeordneten als „Wortführer“ innerhalb der Partei einen Kandidaten „gepusht“ hätten: „Ich hätte mir gewünscht, dass sie nichts dazu sagen und es den Mitgliedern überlassen, das ist für mich Basisdemokratie.“ Außerdem sähen viele Genossen und Genossinnen gerne endlich eine Frau an der Spitze der Bremer SPD.

Anders sieht es der Vorsitzende des Ortsvereins Neue Vahr, Bernd Siegel. Er habe keine Probleme damit, dass Beckmeyer und Sieling sich für Bovenschulte stark gemacht hätten: „Das ist ein exzellenter Kandidat.“ Derzeit sehe er er keine Frau, der er den Vorsitz zutrauen würde.

Sollten sich bis zum 10. April mehrere KandidatInnen beworben haben, könne der Landesvorstand eine Mitgliederbefragung beschließen, sagte gestern Landesgeschäftsführer Roland Pahl. Mehrere führende GenossInnen, darunter der ehemalige Fraktionschef Sieling hatten sich dafür ausgesprochen. Das letzte Wort haben die Delegierten auf dem Parteitag im Juni. eib