Sind Sie ein Neospießer?

Finden Sie es heraus. Machen Sie den taz-Selbsttest. Wir sind gespannt!

1. Ihr Sohn will schon wieder mehr Taschengeld. Sie hegen den Verdacht: Er trägt alles zu McDonald’s. Wie reagieren Sie?

a) Für McDoof gibt’s von mir keinen Cent. Ich kann nicht verstehen, wie er auf die Idee kommt, dort essen zu wollen. Er wurde nach streng veganischen Prinzipien erzogen. (10 Punkte)

b) Ab und zu ein Hamburger essen: das ist doch völlig okay, solange er sonst vernünftig isst und sich täglich bewegt. (5)

c) Ich habe von meinem letzten Besuch noch diesen Coupon für zwei Burger zum Preis von einem, da kann er mir gleich noch einen mitbringen. (0)

2. Sie haben sich getäuscht: Der Sohnemann will das Geld gar nicht für Fastfood, sondern will damit die neu gegründete Zeitschrift Widerstand finanzieren.

a) Ich mische mich in seine Geldangelegenheiten nicht ein, habe selber genug mit meiner Steuererklärung von 98 am Hut. (0)

b) Ich habe selbst schon genügend Geld für Wirrkopfprojekte rausgeschmissen. (5)

c) Ich unterstütze meinen Sohn moralisch und erzähle ihm von dem gelebten Widerstand, damals, als ich noch jung war. Da hat er mehr von. Zum Beispiel als wir damals den Bullen in Wackersdorf Auge in Auge gegenüberstanden und Matthi mit seiner Zwille dem Dicken voll aufs Hinterteil geschossen hat, das werde ich nie vergessen. War eine wilde Zeit damals. (10)

3. In einer Zeitschrift erblicken Sie eine Karikatur des Papstes. Er ist beim Geschlechtsverkehr mit einer Nonne dargestellt, und in der Sprechblase steht: „Ja! Jetzt kommt der Heilige Geist über mich!“ Was denken Sie?

a) Selten so gelacht! (0)

b) Ich bin zwar nicht religiös, aber sicherlich könnte diese Zeichnung religiöse Gefühle von Gläubigen verletzen. So etwas muss doch nicht sein. Zudem ist die Karikatur nicht einmal gut gezeichnet. ( 5)

c Ich bin verletzt, schreibe einen empörten Leserbrief und/oder kündige sofort mein Zeitungsabonnement. Außerdem informiere ich den Presserat. So etwas darf nicht sein. (10)

4. Der US-Präsident George W. Bush will in Ihrer Heimatstadt das Whisky-Museum besuchen. Leider soll für diesen Zweck die gesamte Innenstadt für eine ganze Woche gesperrt werden. Wie reagieren Sie?

a) Meine Kinder haben für diesen Tag in der Schule einen Tanz einstudiert, der den Produktionsablauf von Whisky darstellt. Ich bin sehr stolz. (0)

b) Aus Protest werde ich der vorbeifahrenden Wagenkolonne des Imperialisten-Präsis meinen Rücken zukehren, um ihm meine Ablehnung zu dokumentieren. (5)

c) Ich kenne jemand im Whisky-Museum, der mich einschleusen kann, wenn der kommt. Dann schütte ich George ein Glas Whisky ins Gesi (10)

5. Ihr Baby schreit ständig und fordert so jede Nacht Ihre elterliche Liebe aufs Äußerste. Was unternehmen Sie?

a) Der Ratgeber sagt: Schreien lassen, jeden Tag ein paar Minuten länger, bevor man es hochnimmt. So lernt es, sich allein zu beruhigen. (0)

b) Wenn es schreit, nehme ich es hoch und tröste es. Im Moment habe ich Elternzeit und hole den Schlaf halt tagsüber nach. (5)

c) Das Baby hat sich noch nicht ganz von der Welt der Lichtwesen verabschiedet, das kann man an seiner nachgeburtlichen Aura erkennen. Aber die richtige Erzengel-Essenz und Reiki helfen auf jeden Fall. Hochnehmen? Oh nein, es könnte zu einer Krise führen, wenn ich das Baby anfasse, bevor es ganz in unserer Welt angekommen ist. (10)

6. Wie bewegen Sie sich denn täglich zu Ihrem Arbeitsplatz?

a) Natürlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Ich habe aus Prinzip keinen Führerschein. Solange es keinen Biosprit gibt, unterstütze ich doch nur die geldgierigen Ölmultis. (10)

b) Mit dem ÖPNV. Manchmal auch mit dem Rad. oder leider auch mit dem Auto, wenn ich schwere Sachen zu transportieren habe. Ich hoffe dann immer, dass mich keiner meiner Freunde sieht. (5)

c) Mit dem Auto. Wozu hab ich’s denn? Außerdem ist diese ganze Autofeindlichkeit sowieso eine große Selbstlüge der Linken und Ökos. Das ganze Jahr laufen sie zu Fuß, und im Winter besuchen sie ihr Aufbauprojekt in Lateinamerika – und bei dem Langstreckenflug geht die ganze Ökobilanz kaputt. Von solchen Leuten lasse ich mir kein schlechtes Gewissen machen. (0)

7. Ein Bekannter macht Sie zum wiederholten Male darauf aufmerksam, dass es besser für Sie, die Umwelt und die kommenden Generationen wäre, wenn Sie endlich von Atom- auf Ökostrom umsteigen würden.

a) Was heißt hier „ein Bekannter“? Ich bin derjenige, der ständig unter den Bekannten für Ökostrom wirbt. Leider will es niemand einsehen. Gut, dass Sie mich daran erinnern. Muss mal wieder nachbohren. (10)

b) Ich weiß, ich weiß. Ich hab’s mir schon oft vorgenommen, aber ich komme einfach nicht dazu. Versprochen: Nächste Woche mach ich das. (5)

c) Ökostrom? Der ist doch teurer! Ich bin doch nicht bescheuert. (0)

8. Durch die Ritze der Zimmertür ihrer Tochter dringt des Öfteren verdächtig süßlich riechender Rauch. Ihr Verdacht: Hier wird gekifft! Was denken Sie?

a) Wie konnte das nur passieren? Ich habe doch immer alles für sie getan. Sollte ich jetzt einen Therapieplatz für sie suchen? (5)

b) Mein Gott, ich war ja auch mal jung. Hoffentlich übertreibt sie’s nicht. Gut, mit sieben ist es vielleicht noch etwas sehr früh, aber heute sind die Kinder schon viel eher reif. (0)

c) Cool, ich will auch ’nen Zug. Ich muss ihr unbedingt erzählen, was mir gerade eingefallen ist, nämlich wie die Menschheit ihren Selbsthass mit einer Mischung aus Vanillepuddingpulver, Essig und den Flusen, die man zwischen den Zehen findet, in den Griff kriegen kann. Wenn ich’s nicht gerade wieder vergessen hätte. (10)

9. Dass Sie kein Ausländerfeind sind, ist ja klar. Aber wie gut sind Ihre Beziehungen zu Ausländern wirklich?

a) Letztes Jahr hatten wir anlässlich des Kirchentags einen Studenten aus Ghana zu Gast. Außerdem bin ich aktiv, um eine kurdische Familie vor der Abschiebung zu bewahren. ( 10)

b) Ich kenne vom Studium her einige Leute aus dem Ausland. Außerdem ist ein Freund mit einer Mexikanerin zusammen, die kommen ab und zu zum Essen vorbei. (5)

c) Hmm, ich könnte mir zu Weihnachten mal einen Neger einladen. (–10)

10. Und wie steht es mit Migranten?

a) Unter uns wohnt eine türkisch-deutsche Familie. Manchmal kochen wir zusammen und tanzen Volkstänze. Das macht großen Spaß. Ich spreche auch etwas Türkisch. Aber seit ich der Tochter erklärt habe, dass sie keinen Schleier tragen darf, weil sie sonst unterdrückt wird, ist der Kontakt mit den Eltern etwas abgekühlt. (10)

b) Unter uns wohnt eine türkische Familie. Wir grüßen uns freundlich, aber mehr Kontakt haben wir leider nicht. (5)

c) Unter uns wohnen Türken. Der Mann ist nie da, die Frau darf kein Deutsch sprechen, der Typ hat sich die bestimmt als Dreizehnjährige aus einem anatolischen Dorf geholt, sie wäscht im Sommer tief verschleiert tonnenweise Schafwolle auf dem Balkon, und die Flocken wehen in meine Geranien, die vier Söhne rotzen ihre Sonnenblumenkernschalen auf den Boden … Ich ziehe da so schnell wie möglich weg. (0)