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Archiv-Artikel

Jeden Tag eine Stunde im Dienst der Sache

ASYL Seit Anfang Juli demonstriert am Heinrichplatz jeden Abend ein Unterstützer der Flüchtlinge

„Residenzpflicht abschaffen“ steht auf einem zwischen zwei großen Bäumen am Heinrichplatz aufgespannten Transparent. Darunter verteilt Ilker Elgimez Flugblätter, in denen diese Forderung begründet wird. Seit dem 8. Juli nimmt er sich jeden Tag zwischen 18 und 19 Uhr eine Stunde Zeit für diesen Protest unter dem Motto „Die letzte Meile laufen wir“.

Entstanden ist die Protestform im Anschluss an eine Straßenblockade der BewohnerInnen des Flüchtlingscamps am Oranienplatz am 8. Juli. Da habe er beschlossen, die politischen Anliegen der Flüchtlinge in der Öffentlichkeit zu verbreitern, erklärt Elgimez der taz. Er ist seit Jahren in antirassistischen Zusammenhängen aktiv und hat den Kampf der Geflüchteten von Anfang an unterstützt. Das Motto „Die letzte Meile laufen wir“ bezieht sich auf den weiten Weg, den die Flüchtlinge im vorigen Jahr bei ihren Protesten quer durch die Republik nach Berlin zurückgelegt haben.

Nach Elgimez’ Überzeugung sollte die kritische Öffentlichkeit diese Forderung aufgreifen. „Den Flüchtlingen wird mit der Residenzpflicht in Deutschland ihr Recht auf Freizügigkeit verwehrt“, begründet er die Konzentration auf diese Forderung. Sie steht auch an zentraler Stelle auf dem Forderungskatalog des Flüchtlingscamps am Oranienplatz. Dass die Regelung in einigen Bundesländern gelockert wurde, hält Elgimez für unzureichend, solange es keine bundesweite Abschaffung gibt. Aber es gebe ja auch keinen gesellschaftlichen Aufschrei dagegen, stellt er fest.

Diese Erfahrung macht er auch selbst in den letzten Wochen. „Ich stehe meistens allein am Heinrichplatz. Manchmal unterstützen mich mein Bruder oder eine Handvoll sehr enge Freunde beim Flugblattverteilen“, erklärt er. Doch entmutigen lässt er sich nicht. Mindestens bis zur Abschaffung der Residenzpflicht will er weitermachen.

PETER NOWAK