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Archiv-Artikel

Kalte Dusche für den Bäderchef

SCHWIMMEN Ole Bested Hensing, Geschäftsführer der Bäderbetriebe, will 14 Bäder schließen – und stößt damit auf breite Ablehnung in der Politik. Einige Standorte will Hensing jedoch zu Spaßbädern umrüsten

Der neue Chef der landeseigenen Bäderbetriebe will 14 Bäder schließen. Am 6. September will Ole Bested Hensing sein Reformkonzept laut Medienberichten dem Aufsichtsrat vorstellen – so lange sagt er noch nicht, welche Einrichtungen konkret er dichtmachen will. An fünf Standorten will Hensing im Gegenzug moderne Kombibäder bauen, die sowohl ein Hallenbad als auch ein Freiluftbad haben und die Gäste mit Rutschen, Wellnessbereich und Sauna locken.

Berlin hat derzeit 37 Hallenbäder sowie 26 Sommer- und Strandbäder. Mit einem 50-Millionen-Investitionsprogramm hatte der Senat von 2007 bis 2012 die Hallenbäder saniert. Jährlich benötigen die Bäderbetriebe Subventionen in Höhe von 50 Millionen Euro für den Betrieb, das macht rechnerisch 15 Euro pro Einwohner. Ziemlich viel Geld dafür, dass jeder im Schnitt nur 1,7-mal pro Jahr in ein Bad geht. Hensing will nun unrentable Standorte schließen.

SPD-Fraktionschef Raed Saleh hält davon nichts. „Die SPD-Fraktion erteilt der umfassenden Schließung von Kiezbädern eine Absage. Sie werden für den Schul- und Vereinssport genauso gebraucht wie für die vielen Seniorinnen und Senioren oder Familien, die gerne das Schwimmbad um die Ecke nutzen wollen“, teilte er am Donnerstag mit. Die Bäder seien deshalb „einer rein wirtschaftsmathematischen Betrachtung entzogen“.

Peter Trapp, der sportpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, will sich Hensings Konzept erst anschauen. Schon jetzt weist er allerdings darauf hin, es dürfe „für die Schulen und die Sportvereine nicht zum Nachteil werden“. Für das Schulschwimmen sei eine Stunde An- und Abfahrt unzumutbar. „Wir wissen, wie wichtig Schwimmunterricht für Kinder ist“, sagte Trapp am Donnerstag und verwies auf den Unfall im Strandbad Lübars. Dort war am Samstag eine 13-jährige Nichtschwimmerin eine Rutsche hinuntergerutscht und dann nicht wieder aus dem Wasser des Sees aufgetaucht. Rettungskräfte bargen die Leicht aus einer Wassertiefe von acht Metern.

Umland gut ausgelastet

Die Aufwertung einiger Bäder begrüßt Trapp allerdings: „Rund um Berlin entstehen etwa in Oranienburg oder Ludwigsfelde Spaßbäder mit guten Auslastungszahlen, da frage ich mich, warum Berlin diesem Trend nicht auch folgt.“

Die sportpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Gabriele Hiller, sieht die Pläne „mit Skepsis und großer Sorge“. Hiller teilte mit, sie sehe Schwimmbäder als „Angebot der Daseinsvorsorge“: Die Bäderbetriebe seien „in erster Linie dafür da, dass Menschen wohnortnah etwas für ihr Wohlbefinden und die Gesundheit tun können, fürs Schwimmenlernen in Kitas und Schulen, für den Lehr-, Trainings- und Wettkampfbetrieb der Sportvereine“.

Die Bäderbetriebe müssten „dringend umstrukturiert werden“, findet der sportpolitische Sprecher der Piratenfraktion, Andreas Baum. Das bisherige Vorgehen, „alle Hallen- und Sommerbäder zu erhalten und diese jedes Jahr aufwändig zu sanieren, ist unwirtschaftlich“. Die Bäder seien „nicht mehr attraktiv und wenig rentabel“. S. HEISER