: Die Türken nach Wien
Es war im Jahr 1529 und dann wieder 1683, als die Türken vor Wien standen. Das osmanische Heer konnte die Stadt aber beide Male nicht einnehmen. In der ersten Runde verteidigten sich die Österreicher noch selbst, und bei der zweiten Belagerung von Wien bedurfte es des Zusammenschlusses mehrerer Armeen – des so genannten Christlichen Bündnisses –, um die Stadt zu halten. Was man gleich als Rettung des Abendlandes verstehen wollte, während wenigstens in der Tradition des Wiener Kaffeehauses etwas osmanische Kultur vor Ort überdauerte. Nach Wien wollte das Osmanische Reich, weil die Stadt als Tor zu Westeuropa von strategischer Bedeutung war. Der Weg nach Europa ist immer noch schwer, aber heute ist wohl Brüssel das Tor dazu. Auch die Türkei steht wieder davor. Nicht als Eroberer, sondern als möglicher Verbündeter im Staatenbund der Europäischen Union. Seit Beginn der Beitrittsverhandlungen im vergangenen Oktober wird eine mögliche EU-Mitgliedschaft der Türkei in den alteingesessenen EU-Länden heiß diskutiert und konnte sogar zum Wahlkampfthema werden. Am heutigen Mittwoch lädt Radiomultikulti zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Türken vor Brüssel“. Im Sitzungssaal im Fernsehzentrum vom RBB sollen die Parlamentarier Lale Akgün (SPD) und Thomas Kossendey (CDU) sowie Welt-Chefredakteur Konrad Adam und Patrice Drouin, Deutschlandkorrespondent von Les Echos, klären, ob sie das als „große europäische Chance“ oder doch eher als „Ende des Abendlandes“ sehen. Der Eintritt zur Diskussion ist frei. Anmeldung erforderlich unter ☎ 30 31 21 40 FB