Die Freude des Schnitzels

Michael Mittermeier fällt vor einer Komik-Ikone auf die Knie: „Happy Birthday, Jerry Lewis“, 22.45 Uhr, ZDF

Wenn das ZDF eine Geburtstagsfeier ausrichtet, ist für gewöhnlich höchste Alarmstufe geboten. Vor allem, wenn es sich um eine Festgala handelt, zu einem sehr würdevollen 80. Geburtstag, für keinen Geringeren als Jerry Lewis, einen der besten amerikanischen Comedians und Schauspieler.

Zum Glück präsentiert sich das ZDF heute Abend jedoch keineswegs in senderüblicher Höchstform. Kein Allzweck-Kerner weit und breit, kein Geburtstagskitsch. Keine als Fragen getarnten Anbiedereien. Dafür: ein einstündiges Gespräch, auf Augenhöhe, mit dem gebotenen Respekt vor der Lebensleistung eines Mannes wie Jerry Lewis, für die er im Februar in Berlin mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde.

Der Kniff heißt Michael Mittermeier, dessen von ProSieben bekanntes Gesicht zuletzt nur ausgewählt zu sehen war, aber dieser Gala bereits bei der Begrüßung ihre Besonderheit verleiht. Die Augen rollen sich zur Nase, ein kurzes Schielen, dann kneifen sie zusammen, der Mund verzerrt sich zu einem breiten Grinsen und die Frage, warum ihn das ZDF für die Show wollte, ist mimisch beantwortet: mit einem Jerry-Lewis-Gesicht.

Mittermeier, der deutsche „Stand-up-Comedian“, wie er sich selbst am liebsten bezeichnet, trifft sein „größtes Comedy-Idol“, den pantomimisch brillanten Jerry Lewis. Mittermeier ist nervös, begeistert, neugierig. Fragt nach Lewis’ erstem Auftritt mit fünf Jahren, als sein Vater ihn auf die Bühne schubste. Kündigt ein Stück Fernsehgeschichte an, als Lewis’ Auftritt mit seinem Showpartner Dean Martin auf dem ersten Höhepunkt seines Erfolges eingespielt wird: ein „Singing in the Rain“ mit einer Wasserplantschorgie. Und Mittermeier „freut sich wie ein Schnitzel“, all die anderen Ausschnitte aus den legendären Filmen von Lewis gemeinsam zu sehen: den „Verrückten Professor“, „Aschenblödel“ oder das Drei-Generationen-Gesangsduett „Sonnyboy“, einmal Lewis mit Vater, einmal Lewis mit Sohn.

Die Rollenverteilung „Schüler trifft Vorbild und Lehrmeister“ bleibt bei aller Selbstironie immer authentisch, nicht zuletzt aufgrund eines erstaunlich jung gebliebenen Lewis, der sich auf das Spiel sichtlich gern einlässt. Dass es bei der Aufzeichnung, die bereits im Februar im Club Goya in Berlin stattfand, die vorgesehene Sendezeit von einer Stunde schnell sprengte, sprach nur für die beiden.

Leider verliert die Fernsehversion durch den Schnitt vieles vom Reiz der Gesprächsatmosphäre. Aber ein Traum ging immerhin in Erfüllung – für Michael Mittermeier: einmal vor den Augen von Jerry Lewis einen echten Lewis-Hinfaller geben. Goutiert mit einem milden, aber gewogenen Schmunzeln des Vorbilds. Na bitte. SUSANNE LANG