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Archiv-Artikel

Konservatives Bild von Familie

betr.: Verwirrt am Donnerspaß“, taz.mag vom 11./12. 3. 06

Vielen Dank für den Artikel zu Frank Schirrmachers Buch „Minimum“. Ich hätte mir aber auch ein Aufzeigen von Alternativen bezüglich unseres bestehenden Gesellschaftsmodells gewünscht. Die Familie als etwas „Urzeitliches“ (Schirrmacher im Spiegel-Interview, 10/2006) unserer Gesellschaft zu bezeichnen, ist nicht ideologiefrei, sondern der Versuch, konservative Auffassungen von Familie mit (scheinbar) biologischen Begründungen zu verschleiern. Auch das „Ur-“ müsste in einer Gesellschaft, die sich für aufgeklärt hält, hinterfragt werden, anstatt von einer (gottgegebenen) Kraft auszugehen, wenn nicht sogar eurozentristische Arroganz mitschwingt, denn es wird außer Acht gelassen, dass es in anderen Kulturen andere Gesellschaftsmodelle jenseits der monogamen Kleinfamilie gibt (Schirrmacher: „Es wird einen Kampf um die Frauen geben“).

In Zukunft muss es um ein neues Verständnis für alternative Gemeinschaftsformen gehen und vor allem für die Verteilung der Arbeit. Es zeugt doch von bedenklicher intellektueller Enge, die Blutsbande als einzigen Nährboden für Liebe und Beziehungsfähigkeit zu sehen, nur weil das 68er-Kommunenmodell gescheitert ist und Scheidungskinder statistisch mehr Probleme haben. Diese Verkürzungen sind schon zum gängigen Diskurs geworden, sodass es vorkommt, dass wohlhabende, aber frustrierte Väter, die keine Lust haben, sich um ihre Kinder zu kümmern, mir vorwerfen (gering verdienende Freiberuflerin, über 30, kinderlos wegen Auftragsunsicherheit und Angst vor Altersarmut, entgeltlos engagiert in der Kinderbetreuung im privaten Umfeld), dass ich nicht für die Zukunft Deutschlands sorge und nur an mich selbst denken würde. Ich schäme mich für diese Plattheiten! SABINE SABRANSKI, Köln