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Archiv-Artikel

Lang ersehnter Kompromiss

ENTGELT Der Arbeitskampf beim Joghurtbecher-Hersteller Neupack ist nach mehr als acht Monaten beendet. Höhere Löhne und weniger Wochenarbeitszeit sind in einer Vereinbarung festgeschrieben worden. Streikbrecher werden nur befristet weiterbeschäftigt

Von KVA
„Für die Arbeitnehmer bricht eine neue Zeit mit besseren Arbeitsbedingungen und Entgelten an“

Ralf Becker, GewerkschaftER

Der Arbeitskampf beim Verpackungshersteller Neupack in Hamburg-Stellingen und Rotenburg/Wümme ist vorbei. Man habe „der befristeten Einstellung der 57 Streikbrecher zugestimmt“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Murat Günes am Freitag. Damit tritt auch die Vereinbarung zum betrieblichen Entgeltsystem in Kraft, für welche die Belegschaften vier Monate gestreikt hatten und über die acht Monate lang verhandelt worden war.

Bei Neupack geht der wohl längste und skurrilste Arbeitskampf in der deutschen Geschichte zu Ende. Er stand bis zuletzt auf der Kippe: Ursprünglich wollte der Gewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) einen Haustarifvertrag für die rund 200 Beschäftigten durchsetzen, um der „Bezahlung nach Nasenprämien in dem nach Gutsherrenart geführten Familienbetrieb“ Einhalt zu gebieten. Nach vier Monaten setzte die IG BCE den Vollstreik aus, weil das hartnäckige Management nicht nachgeben mochte. Familienpatriarch Jens Krüger hatte mehrfach erklärt, dass er mit der Gewerkschaft keine Tarifverträge abschließen und eher den Betrieb dichtmachen würde.

Stattdessen wurde über eine sogenannte Regelungsabrede in Form einer Betriebsvereinbarung weiter verhandelt. Diese sieht im Ergebnis Löhne von neun und bis 18 Euro sowie eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden bei vollem Lohnausgleich vor.

Die Einigung ins Wanken brachte dann die Neupack-Leitung erneut, indem sie als Gegenleistung die unbefristete Festanstellung von 57 polnischen Leiharbeitern forderte, die zu Streikbeginn als Streikbrecher geordert worden waren. Dem wollte der Betriebsrat nicht zustimmen: Er fürchtete, dass aufgrund des Personalüberhangs und einer deutlich schlechteren Auftragslage als zu Streikbeginn Streikende betriebsbedingt gekündigt würden. Nun der Kompromiss: Die Leiharbeiter bleiben nach ihrer ursprünglichen Befristung angestellt.

Die IG BCE ist über das Ende des Arbeitskampfes erleichtert: „Auch wenn das Ergebnis einen Kompromiss darstellt, bricht für die Arbeitnehmer eine neue Zeit mit besseren Arbeitsbedingungen und Entgelten an“, so Streikleiter Ralf Becker.  KAI VON APPEN