Wenn Sprechen ein Problem ist

Ein Modellprojekt der evangelischen Kirche hilft Kindern mit Sprachproblemen

Bremen epd ■ Robert ist verärgert. „Den is miene“, sagt der Vierjährige, als ihm sein Freund den Ball einfach nicht zurückgeben will. „Den gibt mir das nicht“, erneuert er seinen Protest. Robert wächst zweisprachig in einer polnischen Familie auf und hat Schwierigkeiten mit dem Satzaufbau. Seine Mutter macht sich Sorgen. Die sprachheilpädagogische Elternberatung des Bremer Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen hilft: Unterstützt von der „Aktion Mensch“ wendet sich das Modellprojekt speziell an Eltern, gibt Tipps zum Spracherwerb.

Kinder ausländischer und erwerbsloser Eltern sind bei den ersten sprachlichen Schritten besonders gefährdet. „Viele Eltern haben Fragen“, sagt die Sprachheilpädagogin Ellen Schumann, die zusammen mit ihrer Kollegin Beatrix Mönkebüscher das Projekt organisiert. Nach Angaben des Bundesverbandes für Logopädie haben etwa zehn Prozent der Vorschulkinder Probleme. Sie lispeln, stottern, sprechen zu wenig oder gar nicht.

Projekte wie diese seien deshalb dringend nötig, lobt der Münchner Erziehungswissenschaftler Wassilios Fthenakis die Bremer Initiative. „Mütter und Väter sind für den Spracherwerb besonders wichtig.“ Was aber tun, wenn das Kind mit drei Jahren unverständlich spricht, alles durcheinander bekommt und noch nicht einmal einfache Sätze bilden kann?

Schumann und Mönkebüscher haben keine schnelle Antwort parat. Mit Robert breiten sie zunächst ein Puzzle aus und untersuchen spielerisch sein Sprachvermögen. Auch das familiäre Umfeld spielt dabei eine wichtige Rolle. „Wenn ein Kind hastig spricht und dabei Silben verschluckt, fehlen zu Hause vielleicht Gelegenheiten für ein ruhiges Gespräch“, erläutert Mönkebüscher. Roberts Eltern bemühen sich, viel mit ihrem Sohn zu sprechen. „Kinder eignen sich ihre Muttersprache durch Zuhören und Nachahmen an“, betont Mönkebüscher.

Nun überlegen sich Roberts Eltern, wie sie Deutsch und Polnisch im Alltag bewusster trennen können – damit er demnächst sagen kann: „Das ist mein Ball.“ Dieter Sell

Weitere Infos: www.kiki-bremen.de