Kommentar: Kompromiss im Synagogen-Streit : Abriss der Debatte
Der Synagogenkeller bleibt, das Gemeindehaus fällt – auf diesen Kompromiss im Streit um den Abriss von Kolping- und Rosenak-Haus im Schnoor haben sich jetzt Denkmalschutz, katholische Kirche, Investor und jüdische Gemeinde geeinigt. Es ist ein schlechter Kompromiss.
Erstens kommt er zu spät: Die Kirche hat die beiden Gebäude längst verkauft – des schnöden Mammons wegen und ohne sich auch nur einen halben Gedanken über den Abriss zu machen.
Zweitens ist er inhaltlich fragwürdig: Dass ein Keller eines Wohnhauses aus dem 19. Jahrhundert, wie es hunderte gibt, besser als Gedenkstätte geeignet sein soll, als das in seinen Mauern noch komplett erhaltene Zeugnis jüdischen Gemeindelebens mitten in der Stadt, darf bezweifelt werden. Im ehemaligen Gemeindehaus, auch „kleine Synagoge“ genannt, fanden immerhin Gottesdienste statt. Im benachbarten Keller lagen auch zu Zeiten, als darüber die Synagoge stand, nur Kohlen.
Drittens kommt er zu früh: Eine Debatte darüber, welche Mauern warum schützenswert sind, wäre der beste Start für eine Gedenkstätte gewesen. Dass diese längst überfällig ist, das hat die Ignoranz beim Verkauf der Gebäude aufs Deutlichste bewiesen.
Armin Simon
Bericht auf SEITE 23