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: Ein Psychologin soll den Rektoren helfen

Margret Wintermantel ist Sozialpsychologin. An der Uni erforscht die Professorin das Verhalten von Menschen gegenüber anderen Personen und die Dynamik innerhalb von Gruppen. Insofern ist sie bestens geeignet für ihren neuen Job: Seit gestern leitet sie die Hochschulrektorenkonferenz – ein Lobbyverein, in dem zuletzt gezankt wurde, dass es eine Freude war.

Als neue HRK-Präsidentin muss Wintermantel im Streit zwischen den Vizepräsidenten und der Generalsekretärin der Organisation vermitteln. Der Konflikt war im November eskaliert, als Wintermantels Vorgänger Peter Gaehtgens zurücktreten musste. Die sieben Vizepräsidenten störte seine Beziehung mit der Generalsekretärin – und dass er ihr zusätzliche Kompetenzen geben wollte.

Eigentlich sollte Margret Wintermantel schon unmittelbar nach Gaehtgens Rücktritt das Amt übernehmen. Doch die Präsidentin der Universität des Saarlandes wartete lieber ab. Als eine der sieben Stellvertreter war sie am Streit in der Leitung der HRK direkt beteiligt. Und als Königsmörderin von Peter Gaehtgens wollte die 58-Jährige dann doch nicht dastehen. Das ist nicht ihre Art. Sie beobachtet die Dinge zunächst vorsichtig, dann handelt sie entschlossen.

Jetzt hat sie gehandelt, sie war die einzige Kandidatin. Interessant wird sein, wie schnell sie sich von einer direkten Beteiligten am Streit zur unabhängigen Vermittlerin entwickelt – und ob die streitbaren Magnifizenzen im Präsidium sie in ihrer neuen Rolle akzeptieren. Die große Mehrheit der Rektoren und Präsidenten der 261 Universitäten und Fachhochschulen jedenfalls trauen ihr das zu. Sonst hätte Wintermantel einen Gegenkandidaten gehabt.

Überlegt, aber zielstrebig – diese Vorgehensweise hat die gebürtige Westerwälderin weit gebracht. 1992 wurde sie Präsidentin der Universität des Saarlandes, als eine der ersten Frauen an der Spitze einer deutschen Hochschule überhaupt. Immer noch werden nur 30 der 261 Lehranstalten von Frauen geführt. In ihrem neuen Amt ist Wintermantel die erste Frau.

Im Saarland und in der HRK setzte sie sich vor allem für die Forschung ein. Als neue Chefin der HRK darf sie aber den Bereich Studium und Lehre nicht aus den Augen lassen. Auf die Hochschulen kommt einiges zu. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Studienanfänger stark zunehmen. Gleichzeitig drohen Einschnitte vor allem in armen Bundesländern, wenn nach der Föderalismusreform jedes einzelne Land für seine Hochschulen verantwortlich ist. Da werden sich die Hochschulrektoren gruppendynamische Experimente in ihrem Führungszirkel nicht mehr leisten können. MAURITIUS MUCH