Ein Loch in der Mauer

Konzept für Geschlossenes Heim Feuerbergstraße soll entschärft werden. Einige „Grenzfälle“ könnten auch von freien Trägern in gelockerten Einrichtungen betreut werden, überlegt die Sozialbehörde

Von Sven-Michael Veit

Das Geschlossene Heim für straffällige Jugendliche in der Feuerbergstraße soll offener werden. Entsprechende „Überlegungen“ zur Milderung des Konzeptes bestätigte Katja Havemeister, Sprecherin der Sozialbehörde, gestern gegenüber der taz. Über die angedachten „Modifikationen“ werde mit freien Trägern der Jugendhilfe gesprochen, ein Ergebnis könne „noch in diesem Jahr“ vorliegen.

Vorstellbar sei, so genannte Grenzgänger in der Obhut anderer Träger in Hamburg unterzubringen. Dies sind Jugendliche, für die das Konzept in der Feuerbergstraße „nicht optimal“ sei. Sie könnten eine verbesserte pädagogische und psychosoziale Betreuung vielleicht eher in „einem Einrichtungsverbund“ erfahren. Erforderlich sei, betonte Havemeister, „eine intensive Betreuung“, diese müsse aber „nicht notwendigerweise eine geschlossene sein“.

Das Diakonische Werk bestätigte auf Anfrage „inoffizielle Gespräche“ mit der Behörde. Es handele sich aber „um eine sehr komplexe Materie“, so Pressesprecherin Katharina Weyandt. Die Diakonie habe allerdings von geschlossenen Einrichtungen für Jugendliche „bislang nichts gehalten, und das gilt weiterhin“, betonte Weyandt: „Mauern nützen nichts.“

Die Plätze in der Feuerbergstraße könnten nach erfolgreichen Verhandlungen mit den freien Trägern von zurzeit 18 auf zwölf reduziert werden. Das Heim sei ohnehin „nie ausgelastet gewesen“, räumte Havemeister ein. Durchschnittlich seien dort im vorigen Jahr 5,6 Jugendliche untergebracht gewesen.

Künftig könnte es dort nur noch zwei Gruppen für je sechs Jugendliche geben, die „räumlich getrennt“ werden sollten. Eine würde nach dem bisherigen Konzept für minderjährige Straftäter weitergeführt, die per Gerichtsbeschluss eingewiesen wurden. Dafür sei auch weiterhin der Einsatz des umstrittenen Wachdienstes „Securitas“ erforderlich. Die andere könnte als „Anschlussbetreuung“ für Kinder offen stehen, die aus der Feuerbergstraße entlassen wurden, aber „enge Beziehungen“ zu den Betreuern aufgebaut hätten und zeitweise Hilfe benötigten. Was mit den frei werdenden Plätzen geschehe, sei ebenfalls noch ungeklärt, sagte Havemeister. Vielleicht könnten sie „anderweitig genutzt“ werden oder auch ganz entfallen.

Einen direkten Zusammenhang mit Empfehlungen des Jugendhilfeexperten Christian Bernzen wollte die Sprecherin nicht bestätigen. Bernzen hatte im Dezember in einer umfangreichen Expertise im Auftrag der Sozialbehörde unter anderem die unzureichende Unterbringung eben jener „Grenzgänger“ angesprochen. Die jetzt angedachte Neukonzeption sei „keine Reaktion auf das Bernzen-Gutachten“, so Havemeister, aber wenn die behördlichen Überlegungen „dort Unterstützung finden“, sei das umso besser.

Mit Skepsis reagierte Andrea Hilgers, Jugendpolitikern der SPD-Fraktion, auf „diese scheinbare Abkehr vom harten Kurs“. Sie befürchtet, dass die Sozialbehörde „nur nach einer Notlösung sucht, um sich Probleme vom Hals zu schaffen“. Wenn allerdings freie Träger bereit seien, „eine Alternative ohne Mauern zu schaffen“, so Hilgers, „kann das nur gut sein.“