AMERICAN PIE

Auch nach seinem vierten College-Titel wird Coach K nicht dem Lockruf der NBA-Millionen erliegen

Für kein Geld der Welt

Seine Lieblingslieder sind „Now And Forever“ und „That’s What Friends Are For“. Eigentlich, und das muss nach dieser Auswahl wohl jedem klar sein, macht es überhaupt keinen Sinn, solch einer treuen Seele allzu abenteuerlustige Pläne zu unterbreiten. Eigentlich. Und doch kommt aus der NBA alle paar Jahre wieder derselbe Lockruf: Mike Krzyzewski, bitte übernehmen Sie!

Kein Wunder, ist doch Krzyzewski, den alle aufgrund der schwierigen Aussprache des Nachnamens Coach K nennen, einer der erfolgreichsten Basketball-Coaches der Welt. Allerdings hat er seine Erfolge vorzugsweise mit Studenten errungen. Seit 29 Jahren nun trainiert er ununterbrochen die Duke University. Mit deren Blue Devils gewann er nun zum vierten Mal den College-Titel. Im Finale vor 70.000 Zuschauern gab es ein knappes 61:59 gegen den Außenseiter Butler.

Schon vor 20 Jahren klopfte die NBA das erste Mal an, da offerierten ihm die traditionsreichen Boston Celtics einen Millionen-Vertrag. Oder vier Jahre später, 1994, nachdem Coach K mit Duke den College-Titel zweimal hintereinander gewonnen hatte, versuchten die Portland Trailblazers Krzyzewski zu verpflichten. Dann, 2004, das Angebot, die großen Lakers zu trainieren, und – als wäre das nicht schon genug – gleichzeitig Anteile des Erfolgs-Vereins aus Los Angeles zu übernehmen. Letzte Woche ging schließlich eine Offerte der New Jersey Nets ein: 12 bis 15 Millionen Dollar Honorar pro Saison waren im Gespräch.

Aber auch dieses Angebot hat der Sohn polnischer Einwanderer, wie alle anderen zuvor auch, höflich abgelehnt. Die Nets hätten es besser wissen müssen: Schon im letzten Jahr hat Krzyzewski angekündigt, seine Karriere als Chefcoach dort zu beenden, wo er sie vor bald drei Jahrzehnten begonnen hat: In Durham, North Carolina. Bei Duke läuft sein Vertrag noch bis 2011, aber wollte Krzyzewski eine Anstellung aufs Lebenszeit, würde er sie bekommen. Und mit Geld muss man ihm eh nicht kommen, davon hat er in seiner Karriere genug verdient, denn auch die Trainersaläre an Spitzenuniversitäten sind siebenstellig.

Immerhin aber wäre es für einen ambitionierten Coach eine reizvolle Aufgabe, New Jersey zu trainieren. Denn schließlich stehen die Nets weit unten in der NBA, da gäbe es also einiges zu tun. Krzyzewski aber muss sich nichts mehr beweisen, denn er hat nicht nur vier NCAA-Titel auf dem Konto: Seit Sommer 2006 trainiert er auch die US-Nationalmannschaft und führte das Dream Team zur olympischen Goldmedaille 2008 in Peking.

Spätestens seitdem ist der 63-jährige Krzyzewski in der NBA noch begehrter. Was nicht selbstverständlich ist: Viele erfolgreiche College-Trainer sind bei den Profis gescheitert, weil dort nicht nur ein völlig anderer Basketball gespielt wird, sondern vor allem deshalb, weil sie statt mit jungen, formbaren Spielern plötzlich mit verwöhnten Millionären arbeiten müssen. Doch Coach K hat bewiesen, dass er mit Profis umgehen kann, Kobe Bryant gilt als einer seiner großen Bewunderer.

Trotzdem bleibt er lieber mit seiner Familie im übersichtlichen 200.000-Einwohner-Städtchen Durham. Dort wird er auf dem Campus wie ein Gott verehrt, dort formt er junge Spieler, bringt sie auf den Weg, macht aus ihnen vor allen Dingen eines: Team-Player. Einige von ihnen schaffen sogar den Sprung in die NBA oder in die europäischen Top-Ligen, andere bleiben ihm als treue Weggefährten in Erinnerung und schauen ab und zu vorbei. That’s what friends are for! ALEKSANDAR ZIVANOVIC