KORBLEGER : Der Menz ist da!
BASKETBALL-EM Es geht auch ohne NBA-Crack Nowitzki und Star-Trainer Pesic: Das deutsche Team schlägt sich besser als gedacht
Der überaus beliebte Marktschreier des Basketballs, Frank Buschmann, muss seine Stimme in diesen Tagen feste ölen, denn er braucht sie ja noch, um seiner Begeisterung über das deutsche Basketballteam Ausdruck zu verleihen. Buschi, wie er in der Szene heißt, ist beim sehr überraschenden 80:74-Sieg der DBB-Auswahl gegen Vize-Europameister Frankreich am Mittwochabend heißgelaufen. Wieder einmal. Auch das ist insofern überraschend, als er sich mit einer eher schwierig fürs deutsche Team verlaufenden EM in Slowenien abgefunden hatte. Und nun dies: ein Sieg gegen die Franzosen zum Auftakt. Gegen Tony Parker, Nicolas Batum oder Boris Diaw – „einfach irre“, stellte Buschmann fest.
Gegen etliche NBA-Cracks hatte es also geklappt. Damit konnte keiner rechnen, waren doch die Ergebnisse in den Vorbereitungsspielen ernüchternd, hatten doch alle deutschen NBA-Spieler (Chris Kaman, Dirk Nowitzki, Tim Ohlbrecht, Dennis Schröder und Elias Harris) abgesagt und kämpften Per Günther und Robin Benzing mit einem Trainingsrückstand. Und diese Truppe sollte eine Chance gegen den Vize-Europameister haben? Nie und nimmer.
Dennoch: An eine kleine Chance hatte Bundestrainer Frank Menz im Vorfeld geglaubt. Zweimal hatte sein Team zuletzt gegen Frankreich gespielt – und jeweils verloren. Doch in diesen Spielen trafen die recht jungen deutschen Nationalspieler auf keine Übermannschaft. Diese Erkenntnis habe ihnen nun geholfen, sagt Menz. Er ist im Grunde das genaue Gegenteil von Buschmann. Menz, der im Jahr 2000 zum Trainer des Jahres gekürt wurde, ist kein Lautsprecher, schon gar kein Selbstdarsteller. Meriten hat er sich als Coach des SSV Einheit Weißenfels erworben. 2002 wechselte er in die Zweite Liga nach Jena. Vier Jahre später ging Menz, 49, zum Basketballbund, betreute das A2-Nationalteam, die U20 und U17. Als Svetislav Pesic Ende 2012 seine kurze Phase als Retter des deutschen Basketballs beendete, bekam Menz den Posten – und nicht wenige fragten sich: Kriegt der das überhaupt hin? Eine ziemlich überflüssige Frage, wie sich jetzt zeigt, denn das Team, das erst „mittelfristig“ (Menz) vorn mitspielen sollte, scheint frühreif zu sein. Zwar stehen noch Partien gegen Belgien (nach Redaktionsschluss), heute gegen die Ukraine (Spox, 14.30 Uhr), gegen Großbritannien (Sonntag) und Israel (Montag) an, doch die Tendenz ist wohl eindeutig: Menzens Mannschaft könnte sich bequem für die Zwischenrunde qualifizieren.
„Ich möchte die Spieler so früh wie möglich in Verantwortung bringen“, sagt der Coach, „die Jungs werden wachsen, und sie wachsen auch deswegen, weil die Topleute nicht da sind.“ Soll heißen: Sie können sich nicht verstecken hinter den NBA-Spielern. Gegen Frankreich haben sie eigentlich nur ein paar Mal zu oft den Ball verloren, aber sonst konnte sich die Statistik sehen lassen. Das DBB-Team verwandelte 60 Prozent der Dreipunktewürfe – ein exzellenter Wert. Mitverantwortlich dafür war Lucca Staiger, der in der Schlussphase zwei wichtige Dreier versenkte – im Stile eines NBA-Spielers.
MARKUS VÖLKER