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Archiv-Artikel

Soziale Baumeister

NRW-Architekten lehnen Privatisierung kommunaler Wohnungen ab. Auftragsverluste befürchtet

DÜSSELDORF taz ■ Die Architektenkammer NRW warnt vor zu viel Marktwirtschaft im Wohnungswesen. Kommunale Wohnungen dürften nicht wie kürzlich in Dresden an Großinvestoren verkauft werden, forderte Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer, gestern in Düsseldorf. Das treffe vor allem finanziell schlechter gestellte Mieter, die auf Sozialwohnungen angewiesen seien.

Finanzinvestoren ließen sich „nur begrenzt auf eine Sozialcharta verpflichten“, befürchtet die Architektenkammer in ihrem Positionspapier zum Wohnungsbau. Wer nur kurzfristig Rendite erzielen wolle, fahre Investitionen zurück, spare Personal ein und erhöhe die Mieten. Gerade der soziale Wohnungsbau dürfe deshalb nicht an Private übergeben werden. „Langfristige gesellschaftliche Ziele dürfen nicht kurzfristigen finanziellen Erwägungen geopfert werden“, sagte Miksch. Auch die Wohnungen der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) sollten nur an kommunale Wohnungsgesellschaften verkauft werden.

Die Architektenvertretung warnte die Kommunen vor den finanziellen Folgen von Wohnungsverkäufen. Das bringe zwar kurzfristig Geld in die Kassen, koste aber langfristig – etwa wenn die Mieten der Arbeitslosengeld-II-Bezieher steigen, die die Kommunen tragen müssten. Außerdem gingen der örtlichen Wirtschaft Aufträge verloren, da internationale Investorengruppen eher einen Generalunternehmer beauftragen würden.

Schon jetzt gibt es in Nordrhein-Westfalen laut Architektenkammer zu wenig Wohnungen mit Sozialbindung. Einerseits werde zu wenig gebaut, andererseits gehe die Zahl der Sozialwohnungen durch Abriss, Zusammenlegung oder Privatisierungen zurück. „Unterm Strich verlieren wir Sozialwohnungen“, sagte Miksch. DIRK ECKERT