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Archiv-Artikel

„Die Lösung ist sehr klar“

Für PLO-Mitglied Maen Ariekat ist die stückweise Aufgabe von Land seitens Israels der falsche Weg. Friedensgespräche dürfen nicht von Parteipolitik bestimmt sein

taz: Herr Ariekat, in den Palästinensergebieten wird heute das neue Kabinett vereidigt. Umfragen deuten auf ein großes Vertrauen der Bevölkerung in die Hamas, knapp 75 Prozent zeigten sich zufrieden.

Maen Ariekat: Wann immer eine neue Regierung kommt, bestehen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. Die Regierung hat eine schwere Aufgabe vor sich, wir hoffen, dass sie sie erfüllen kann.

Auch in Israel wird es in Kürze eine neue Regierung geben. Wahlsieger Ehud Olmert zeigte sich bereit zu schmerzlichen Kompromissen, der Auflösung von Siedlungen und der Gründung eines Staates Palästina. Beruhigt Sie das?

Kaum. Das ist kein Kompromiss. Olmert soll uns keinen Gefallen tun: Zwei Staaten Seite an Seite nebeneinander, ein palästinensischer Staat in den Grenzen von 1967 mit der Hauptstadt in Ostjerusalem und eine Lösung für die Flüchtlinge. Das ist die Lösung, nicht hier ein Stückchen Land und dort ein Stückchen Land hergeben und das dann noch als historischen Kompromiss bezeichnen.

Israel hat Bedingungen an die Hamas gestellt, den Gewaltverzicht und die Anerkennung Israels. Die Hamas-Regierung lehnt vorerst ab. Wie schätzen Sie die Chancen für Verhandlungen ein?

Die Verhandlungen werden von der PLO geführt, nicht von der palästinensischen Regierung. Israel fordert, dass sich die Hamas ändert, und die Hamas fordert, dass sich Israel ändert. Ich rechne nicht damit, dass die Hamas die israelischen Bedingungen explizit anerkennen wird, bevor nicht Israel die Bedingungen der Hamas erfüllt. Aber der Palästinenserpräsident und PLO-Chef (Mahmud Abbas) erklärte sehr deutlich, dass es hier nicht um Parteipolitik geht, sondern um nationale Politik und Verpflichtungen, die die künftige Regierung respektieren muss.

Olmert will, sollten Verhandlungen nicht möglich sein, versuchen, die Grenzen der beiden Staaten Israel und Palästina einseitig festzulegen, was die Palästinenser ablehnen. Droht neue Gewalt?

Die Hamas wird hoffentlich verantwortlich agieren. Sie hat sich im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt und den Waffenstillstand stärker als jede andere Gruppe befolgt. Die Hamas wird die Situation nicht eskalieren lassen. Aber es gehören zwei dazu, die Waffenruhe zu respektieren.

INTERVIEW: SUSANNE KNAUL