„Das wird nicht aufhören“

VORTRAG Die Einzelhändler diskutieren über die Konkurrenz, die aus dem Internet kommt

■ ist Professor für „Business Administration and Information Management“ an der Bremer Jacobs University.

taz: Herr Lattemann, Sie sprechen heute über die Konkurrenz von Online und Offline-Handel. Wenn sie letzteren da als „Restgröße“ bezeichnen – ist das eine Provokation oder eine Feststellung?

Christoph: Lattemann: Eine Provokation, ganz klar.

Aber der Umsatz im Internet nimmt doch kontinuierlich zu – auf Kosten der Ladengeschäfte!

Je nach Studie werden heute acht bis 16 Prozent des Einzelhandelsumsatzes online erwirtschaftet. Und in den letzten Jahren wächst dieser Anteil um etwa zwölf Prozent im Jahr. Das wird auch nicht aufhören.

Ist es nicht so, dass die Leute im Laden zunehmend nur noch gucken, aber dann im Netz kaufen, wo’s billiger ist?

Nein. Drei Mal häufiger ist der Weg umgekehrt, das heißt die Menschen informieren sich im Internet, kaufen dann aber im stationären Handel. Sie wollen sehen, anfassen, riechen, wofür sie Geld ausgeben. Bei Schuhen beispielsweise – und da sind die City oder das Viertel im Vorteil. Der Preis ist zwar ein wichtiges Argument, aber nicht immer alleine ausschlaggebend.

Also müssen die Geschäfte in der Innenstadt sich gar keine Sorgen machen?

Doch! Denn generell wird ja immer mehr im Internet gekauft. Das ist durchaus bedrohlich für einzelne Lagen und Sparten. Da gibt es Umsatzeinbrüche von 20 bis 30 Prozent.

Was kann man dagegen tun?

Wer kann, sollte doppelgleisig fahren, also einen stationären Handel und einen Online-Shop dazu betreiben. Aber reine Internethändler haben keine Kernkompetenz, wenn es um guten Service oder persönliche Beratung geht. Da ist eine Chance für den stationären Handel. Die Unternehmen müssen sich auf das fokussieren, was sie gut können. Und Einkaufszentren am Stadtrand sind gefährdet, wenn sie kein schlüssiges Konzept für eine Erlebniswelt anbieten können.  INTERVIEW: Jan Zier

ab 15 Uhr, Haus der Wissenschaft