Eine Stadt rüstet für Fußball auf

Zur WM outet Dortmund seine Vergangenheit: Als Hansestadt erlebte man im Mittelalter eine Blütezeit

Es ist nicht bekannt, ob es an der Spielweise der deutschen Nationalmannschaft liegt, dass die Stadt Dortmund ausgerechnet anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft mehrere große Ausstellungen über ihre mittelalterliche Vergangenheit präsentiert.

Jedenfalls erlebte sie als freie Reichs- und Hansestadt vom 13. bis 15. Jahrhundert ökonomisch und kulturell eine Blütezeit. Erstmals werden im Museum für Kunst und Kulturgeschichte unter dem Motto „Ferne Welten-Freie Stadt. Dortmund im Mittelalter“ fast 300 Schätze der aus dieser Zeit einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. „Dortmund darf für das Mittelalter als exemplarische Stadt gelten“, sagt der städtische Archivdirektor Thomas Schilp. An ihrem Beispiel ließe sich Stadtkultur als prägende Lebensform Alteuropas stellvertretend erschließen. Wichtig war damals auch die Rolle Dortmunds im Netzwerk der Hanse, das den gesamten Norden Europas umspannte und einen intensiven Güter- und Kulturaustausch ermöglichte. Mit der Osterweiterung der Europäischen Union erlangt dieses Netzwerk eine erstaunliche Aktualität. Dazu werden exemplarisch vier Handwerke vorgestellt: die Schmiede, die Schuhmacher, die Goldschmiede und die Maler.

Dortmund als Spielstätte der WM gibt mit einer parallel laufenden Ausstellung weitere Tipps für die deutschen Kicker. Im Museum Adlerturm sind „Helme, Schwert und Rüstungen“ vom Frühmittelalter bis in die Frühe Neuzeit zu sehen, sie der wehrhafte Mann damals gern einmal trug. Die komplette Rüstung eines edlen Ritters ist Prunkstück der Ausstellung. Doch schon im 16. Jahrhundert boten sie dem Kämpfer keinerlei Schutz mehr gegen die damals „modernen“ Schusswaffen, dienten eher der Repräsentanz. Auch die Entwicklung der Schusswaffen ist im Adlerturm von der einfachen Hakenbüchse und dem Handrohr über das Steinschlossgewehr bis zur Perkussionsbüchse nachvollziehbar.

Auch die Dortmunder Innenstadtkirchen sind in den mittelalterlichen Kontext integriert. Hier werden den auf sakralen Kunstwerken dargestellten Gegenständen mittelalterliche Objekte gegenüber gestellt. PEL

Bis 16. Juli 2006Infos: 0231-5025522