: Seehofer, der Beliebte
CSU Der bayerische Ministerpräsident erreicht für seine Partei die absolute Mehrheit. Ein Grund: Horst Seehofer macht es allen seinen Untertanen recht
„Die CSU ist Bayern“, brüllte Horst Seehofer am politischen Aschermittwoch ins Bierzelt. Wer Seehofer wählt, wählt Weiß-Blau. Diese Strategie ist aufgegangen. Dabei verbrachte der 64-Jährige den Großteil seiner politischen Karriere außerhalb von Bayern. Erst als Gesundheitsminister unter Helmut Kohl, dann als Verbraucherschutzminister unter Angela Merkel. Dort sammelte er die Erfahrung, um sich in Bayern durchzusetzen.
Alles hatte er schon erlebt. Den Höhenflug: Mit gerade mal 42 Jahren wurde er einmal als Kanzlerkandidat gehandelt. Den politischen Tod: Im Streit über die Kopfpauschale verlor er und drohte im politischen Niemandsland zu verschwinden.
Dann das Comeback, als ihn der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber als Minister wieder nach Berlin holte. Und die Enttäuschung, wegen des Skandals um seine uneheliche Tochter, nicht schon 2007 Parteivorsitzender zu werden, als die CSU ihren Landesfürsten Stoiber stürzte. Horst Seehofer kann nichts mehr überraschen. Er ist politisch gestählt und tut alles, um seine Macht zu erhalten. Vielleicht, weil er von ganz unten kam.
Als Kind eines Lastwagenfahrers wuchs er im oberbayerischen Ingolstadt in armen Verhältnissen auf. Er ging auf die Realschule, arbeitete als Laufbursche im Landratsamt und bildete sich später weiter zum Verwaltungsbetriebswirt. Er sei „Erfahrungsjurist“, sagt er gern und meint damit, dass man kein Studierter sein muss, um zu wissen, was richtig und falsch ist. Seine Antennen funktionieren. Anti-Atomkraftstimmung nach Fukushima? Niemand wollte die AKWs so schnell abschalten wie Seehofer. Die Windräder verschandeln das bayerische Alpenpanorama? Seehofer wendet sich gegen die Verspargelung des Freistaats. Da konnte die SPD noch so oft Drehhofer rufen, die Wähler danken es ihm. Genauso wie mit seinen Positionen macht es Seehofer mit Parteikollegen. Könnte ihm einer gefährlich werden, wirft er ihn über Bord.
Wer von ihm einen väterlichen Schlag auf die Schulter bekommt, den fröstelt, denn wenn Seehofer scherzt, kann es gefährlich werden. Auf der Weihnachtsfeier 2012 witzelte er mit Journalisten über seinen Finanzminister Markus Söder. Der leiste sich zu viele „Schmutzeleien“. Söder schluckte und hielt still.
Die CSU steht trotzdem hinter Seehofer. Auch weil er die Trümmer, die von ihr nach der Wahlschlappe 2008 übrig blieben, wieder zusammengeklebt hatte. Seine Mission als Reformer ist damit erfüllt. LISA SCHNELL