: Die traurige Gitarre als bester Freund
Die norwegische Sängerin und Songschreiberin Ane Brun gewinnt mit ihren melancholischen Songs einen Preis nach dem anderen. Am Dienstagabend ist sie im Stage Club
Ane Bruns atemberaubende Karriere begann erst relativ spät. Als sie erkannt hatte, dass Klarinetten- und Pianounterricht nicht das gewünschte Seelenheil bringen wollten, griff sie kurz nach ihrem 21. Geburtstag zur alten akustischen Familiengitarre und gab ihren neuen Freund „Morgan“ seitdem nicht mehr aus der Hand. In den darauf folgenden Jahren brachte sie sich die Songs ihrer Lieblingskünstler Ani DiFranco, Joni Mitchell, Ben Harper und Nick Drake selbst bei. 1998 machte sie sich dann gemeinsam mit „Morgan“ auf eine Reise nach Spanien, wo sich in den Straßen von Barcelona und San Sebastian bei ihren ersten Auftritten Trauben von begeisterten Menschen bildeten. Zurück in Norwegen begann sie entschlossen ihre musikalische Karriere, komponierte eigene Songs und war zeitweise Mitglied der Band „Damsels in Distress“.
Kurze Zeit später hat es die Songschreiberin, Sängerin und Gitarristin nach Stockholm verschlagen, wo sie vor vier Jahren zusammen mit Ellekari Larsson von „The Tiny“ ihr eigenes Independent-Label „DetErMine-Records“ gründete, auf dem ein Jahr später ihr Debut-Album „Spending Time with Morgan“ erschienen ist, das sofort begeisterte Kritiken bekam und für den schwedischen Independent-Award „Manifest“ nominiert wurde. Ihr zweites Album „A Temporary Dive“ voller behutsamer melancholischer Songs zwischen Country, Folk, Pop und Blues folgte zwei Jahre später und erreichte in ihrer Heimat Norwegen innerhalb von drei Wochen Goldstatus. Im November letzten Jahres erschien ihr drittes Album „Duets“, bestehend aus 10 Duetten, unter anderem mit Ron Sexsmith, Ellekari Larsson und den Sad-Rockern „Madrugada“.
In den letzten Jahren ist Ane Brun durch ganz Europa getourt, war unter anderem auf dem Lowlands Festival zu sehen, auf dem Moldejazz und dem Norwegian Wood-Festival. Im Dezember supportete sie schließlich A-ha in der Londoner Wembley Arena.
Mit ihren Songs über tiefe Emotionen und aussichtslose Beziehungen gewinnt Ane Brun mittlerweile einen Preis nach dem anderen. Im letzten Jahr bekam sie unter anderem den Norwegian Alarm Award für das beste Pop-Album, den norwegischen Spellemannsprisen (der norwegische Grammy) als beste weibliche Künstlerin und – zusammen mit „Madrugada“ – für den Hit des Jahres. Sie war als bester europäischer Act bei den MTV Music Awards nominiert, beim norwegischen nationalen Radio für den besten norwegischen Song des Jahrhunderts und als beste schwedische Popkünstlerin für den Grammy.
Ob sich ihrer charismatischen Bühnenpräsenz, ihrer beeindruckenden Stimme und ihrem magischen Gitarrenspiel wirklich niemand ernsthaft entziehen kann – wie immer wieder berichtet wird – lässt sich am Dienstagabend im Stage Club in der Neuen Flora überprüfen.
ROBERT MATTHIES