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Archiv-Artikel

Die kleinen Leute

Der designierte SPD-Chef Kurt Beck will die Interessen der „kleinen Leute“ vertreten. Schön. Aber – was wollen die?

Kaum war Kurt Beck zum Nachfolger des scheidenden SPD-Vorsitzenden Matthias Platzeck auserkoren, waren sie auch schon zur Stelle: die kleinen Leute. Und Beck war gleich für sie da. Denn, sagte er der Bild, die SPD darf „nie vergessen, die Interessen der so genannten kleinen Leute zu vertreten“. Da hat er Recht, der Beck. Auch die Meinungsforschung teilt diesen Ansatz. Manfred Güllner, Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa, sprach in der Financial Times Deutschland deutlich aus, was andere nur zu denken wagen: „Das Problem ist, dass sie [die SPD; Anm. d. Red.] sich entfremdet hat von den kleinen Leuten.“ Letzte Zweifel räumte schließlich der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte in den Ruhr Nachrichten aus: Die SPD müsse „immer bemüht sein, Anwalt der Schutzmacht der kleinen Leute zu bleiben“, sagte er dort. „Anwalt der Schutzmacht“? Was bzw. wen meint Korte damit? Das kann vermutlich nur er selbst wissen. Beck jedoch weiß es genau: „Die Kosten der Steuerentlastungen der Reichen sollen die kleinen Leute beim Einkauf im Supermarkt bezahlen“, sagte Beck. Ach so, das war der andere Beck, Volker Beck von den Grünen. Der echte Beck jedoch weiß: „Die kleinen Leute lassen sich nicht auf Dauer hinters Licht führen und wehren sich gegen eine globale neoliberale Politik.“ Halt, schon wieder falsch, das war ein gewisser Wilhelm Beck, Vorsitzender der österreichischen Chemiearbeitergewerkschaft.

Wenden wir uns lieber wieder den kleinen Leuten zu. Wer sind sie? Und: Was wollen sie? Die SPD-Forschung kommt zu folgendem Ergebnis:

WAS DIE KLEINEN LEUTE WIRKLICH WOLLEN

1. Auch mal groß sein.

2. Eine Million.

3. Plateausohlen.

4. Weniger Steuern.

5. Plasmafernseher.

6. WM-Final-Tickets.

7. Freibier.

8. Eine Corvette.

9. Oder S-Klasse.

10. Größere Portionen.

11. Sichere Rente.

13. Auch mal Urlaub.

14. Sich mal bedienen lassen.

15. Einmal zu „Wetten, dass …?“.

16. Einmal zu Günther Jauch.

STEFAN KUZMANY