: Der erste große Fehler
POKAL: HERTHA IST RAUS
Das Rotationsprinzip erlangte im Fußball durch den Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld vor einigen Jahren eine gewisse Berühmtheit. Es bezeichnet dabei in der Regel die Maßnahme, Stammspielern bei besonders vielen aufeinanderfolgenden Spielen eine Erholungspause zu gewähren und mit einer neu formierten Elf anzutreten. Heißt die Mannschaft nicht – wie im Falle Hitzfelds – Bayern München oder Borussia Dortmund, führt dies schnell dazu, dass man mit einer sogenannten B-Elf ins Spiel geht.
Der Berliner Erfolgstrainer Jos Luhukay trat bei Herthas DFB-Pokalspiel in Kaiserslautern am Mittwoch mit einer solchen B-Elf an. Das Spiel verlor man gegen nicht besonders gute Kaiserslauterer mit 1:3. Hertha ist im Pokal raus. Die meisten waren sich einig, dass das Rotationsprinzip schuld war.
Gleich mehrere Dinge hat Luhukay dabei ignoriert: Gegen einen heimstarken Zweitligisten wie Lautern kann man sich Rotation nur dann leisten, wenn sie im Team üblich ist. Wäre dies bei Hertha der Fall, hätten die in die Mannschaft vorgerückten Spieler auch genügend Spielpraxis gehabt. So aber sah sich mancher Akteur mit nicht einmal einem voll absolvierten Pflichtspiel in dieser Saison vor der Aufgabe, Teil eines Teams zu werden, das nicht im Geringsten eingespielt ist.
Luhukay hätte auch wissen müssen: Geht es schief, werfen ihm alle vor, ihm sei der Pokalwettbewerb nicht wichtig. Ausgerechnet der Pokalwettbewerb, in dem es jedes Jahr die Möglichkeit gibt, sich mit wenigen erfolgreichen Spielen (und etwas Losglück) für ein Finale vor heimischer Kulisse im Olympiastadion zu qualifizieren.
Bei der Hertha ist Coach Luhukay nun seinen Nimbus der Unfehlbarkeit los. Man könnte sagen: Wurde auch Zeit. Denn natürlich gibt es auch eine andere Sichtweise auf die Hertha-Niederlage: In 15 Monaten Berlin hat Luhukay seinen ersten größeren Fehler gemacht, erstmals sind viele Fans sauer auf ihn.
Ärgerlich mag es sein, wie schludrig der Pokalwettbewerb in dieser Saison verschenkt wurde. Solange die schwerwiegenderen Fehler im Luhukay’schen Kosmos aber in dieser Seltenheit rotieren, wird man ihm das schnell verzeihen. Vielleicht schon heute mit einem Sieg gegen Mainz. JENS UTHOFF