: Friedensbewegte Traditionspflege
Nicht nur auf dem Ostermarsch Ruhr demonstrieren in diesem Jahr wieder Unentwegte für eine Welt ohne Krieg
DÜSSELDORF taz ■ Unter dem Motto „Für Frieden, Abrüstung und Demokratie – Atomwaffen abschaffen – bei uns anfangen“ ziehen auch in diesem Jahr wieder mehrere hundert unentwegte Friedensbewegte quer durchs Ruhrgebiet. Ihr Ostermarsch Ruhr ist einer der größeren von bundesweit über 70 Veranstaltungen, auf denen an den Ostertagen vor allem für eine friedliche Lösung des Atomstreits mit dem Iran demonstriert wird.
Weitere Themen sind der geplante Einsatz der Bundeswehr im Kongo, deutsche Rüstungsexporte, eine drohende „Militärmacht EU“ und der Nahost-Konflikt. Angeprangert werden auch die gravierenden Menschenrechtsverletzungen der USA im „Anti-Terror-Krieg“ sowie die BND-Beteiligung am Irak-Krieg.
An mehreren Orten greifen die Ostermarschierer zudem lokale Konflikte auf. So protestiert die Friedensinitiative Westpfalz vor dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein gegen dort vermutete Atomwaffen, wenden sich Bürgerinitiativen im Hunsrück gegen eine militärische Nutzung des Flughafens Hahn und in der sachsen-anhaltinischen Colbitz-Letzlinger Heide gegen ein Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr. Die meisten Teilnehmer werden in der Kyritz-Ruppiner Heide in Nordbrandenburg erwartet, wo Gegner des dort geplanten Luft-Boden-Schießplatzes „Bombodrom“ für Sonntag ihre 100. Protestwanderung angekündigt haben.
Dass ihr Bundesland mit den Firmen Daimler Chrysler, EADS, MTU und Heckler & Koch ein „Zentrum der internationalen Rüstungsproduktion“ sei, kritisieren die Ostermarschierer in Baden-Württemberg. Im niedersächsischen Duderstadt und im thüringischen Wehnde wird der Ostermarsch genutzt, um dem Reaktorunfall in Tschernobyl vor 20 Jahren zu gedenken. Und nicht nur bei den Demonstrationen in Frankfurt am Main und Ulm, die in enger Kooperation mit den Gewerkschaften stattfinden, steht der Protest gegen Sozialabbau mit im Zentrum. In Nordrhein-Westfalen finden außer im Ruhrgebiet auch noch in Bielefeld, Düsseldorf und im Obergischen Friedensdemonstrationen und -kundgebungen statt.
Allerdings kann die Fülle der Veranstaltungen nicht darüber hinwegtäuschen: Die Zeiten, als die Ostermärsche noch Hundertausende auf die Straßen trieben, sind längst vorbei. So pflegten im vergangenen Jahr gerade noch insgesamt zwischen (je nach Zählweise) 10.000 und 30.000 Menschen diese traditionelle Protestkultur. Selbst das in Bonn ansässige Netzwerk Friedenskooperative rechnet nicht damit, dass es diesmal mehr sein werden.
Pascal Beucker