: „Man kauft sich ein bisschen das Gewissen frei“
TAZ-GENOSSENSCHAFT Studentin Ines Burckhardt erklärt, warum sie 500 Euro in die taz investiert hat
■ 24, hat gerade ihren Bachelor in Politikwissenschaft an der Universität Konstanz gemacht und ist derzeit Praktikantin bei der Deutschen Welle in Berlin.
?taz: Ines, wären die 500 Euro nicht woanders besser angelegt als in der taz-Genossenschaft?
Ines Burckhardt: Nein, für mich nicht. Ich habe ein bisschen was geerbt und mir dann überlegt, was ich sinnvoll damit machen kann. Natürlich habe ich nicht das ganze Geld in die Genossenschaft gesteckt. So selbstlos bin ich jetzt auch nicht. Ich möchte noch meinen Master machen und eine gewisse Sicherheit haben. Eigentlich finde ich es krass, als junger Mensch überhaupt zu erben, schließlich hab ich noch nicht mal selbst richtig Geld verdient, außer bei Nebenjobs. In meinem Leben spielte bis dahin Geld keine zentrale Rolle. Natürlich braucht man Geld, um die Miete bezahlen zu können, aber andere Dinge sind mir wichtiger. Wozu soll ich mir ein Auto kaufen oder teure Klamotten, das brauch ich nicht. Somit war die Entscheidung klar.
Hast du die Entscheidung schon einmal bereut?
Nee, niemals. Eher anders herum, eigentlich müsste ich noch mehr tun, vor allem ist soziales Engagement wichtig. Ich finde, dass unsere Generation sich schon viel engagiert. Jedoch ist auch der Druck da, für sich selbst viel machen zu müssen: das Studium, viele Praktika, ins Ausland gehen. Es klingt vielleicht absurd, aber man kauft sich ein bisschen das Gewissen frei. Es ist gut, Geld für eine wichtige Sache zu geben, wenn man nicht die Zeit hat, selbst dafür etwas zu tun. Was soll es auf meinem Konto – da kann es nichts bewegen! Dennoch engagiere ich mich auch persönlich.
Was ist dir an der taz wichtig?
Die Themen. Es werden andere Schwerpunkte gesetzt, etwa alternatives Leben, Soziologie, Ökologie, Konsumbewusstsein. Ich finde nicht alles toll, was die taz macht, aber sie ist einfach unkonventionell und frech. Und das gefällt mir. Allein die Titelseiten! Dafür lohnt es sich schon, die taz zu lesen.
Du bist jetzt eine „Genossin“ – findest du diesen Begriff komisch?
Ja, finde ich. Er erinnert mich an alte SPDler und Gewerkschafter und an alte Kampfparolen. Damit bin ich nicht aufgewachsen. Wahrscheinlich steckt eine Idee dahinter. Ich fühle mich mit „Genossin“ nicht angesprochen, aber ich finde es auch nicht schlimm.
Wissen deine FreundInnen, dass du in der taz-Genossenschaft bist?
Ich habe mit einem Freund darüber diskutiert, ob ich dieses Interview machen soll. Ich hatte etwas Bauchschmerzen. Junge Menschen haben ja normalerweise nicht viel Geld. Mir war das irgendwie unangenehm. Mein Freund hat mich aber überzeugt. Vielleicht sind ja andere junge Menschen in ähnlichen Situationen und haben etwas geerbt. Möglicherweise lesen sie das Interview und werden auch Genossen. Ich finde, das ist eher eine Frage der Haltung und nicht des Geldes. INTERVIEW: REBECCA FINKE, 25 CARSTEN REICHELT, 35
■ Die beiden Interviewer haben in dieser Woche die Leitung der taz-Genossenschaft übernommen. Die 500 Euro für einen taz-Anteil kann man übrigens auch in Monatsraten von 25 Euro abzahlen