: Ölpreis erreicht Rekord
Der hohe Ölpreis macht Alternativen attraktiv. Doch Umweltschützer warnen: Für Palmöl wird der indonesische Regenwald abgeholzt
VON BERNHARD ROHKEMPER UND BENJAMIN WÜNSCH
Der Ölpreis ist gestern erneut auf ein Rekordniveau gestiegen: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete in London 72,04 Dollar. Damit war Öl in Europa sogar noch teuerer als in New York, wo die Referenzsorte „Light Sweet Crude“ mit 70,88 Dollar ebenfalls ein neues Allzeithoch erreichte.
Grund für den Preisunterschied: Die USA unterhalten keine Handelsbeziehungen mit dem Iran und importieren auch kein Öl von dort. Europa hingegen ist von den iranischen Öleinfuhren abhängig, die sich verknappen könnten, falls der Konflikt um das iranische Atomprogramm eskaliert. Inzwischen ist das Öl fast so teuer wie 1979, nach der Islamischen Revolution im Iran. In heutigen Preisen berechnet kostete Öl damals etwa 80 Dollar.
Da erscheinen Alternativen attraktiv: etwa Biodiesel, der aus heimischem Raps gewonnen werden kann. Er darf in Deutschland seit 2004 bis zu 5 Prozent dem normalen Diesel beigemischt werden. Bis zum Jahr 2010 will die EU diesen Anteil europaweit auf 6 Prozent steigern, bis 2020 auf 20 Prozent.
Für diese ehrgeizigen Pläne reichen jedoch die deutschen Ackerflächen nicht aus. Wie das Umweltbundesamt vorrechnet, kann deutscher Raps lediglich 1 bis 2 Prozent des benötigten Diesel ersetzen. Daher soll zusätzlich verstärkt Palmöl aus Malaysia und Indonesien eingeführt werden. Eine Anlage in Emden soll ab 2007 aus rund 430.000 Tonnen Palmöl im Jahr etwa 400 Millionen Liter Biodiesel herstellen.
Nichtregierungsorganisationen protestieren gegen diese Pläne: „Die vermeintlich neutrale Klimabilanz der Energiegewinnung aus Palmöl ist eine Milchmädchenrechnung“, hieß es gestern in einer Erklärung, die von insgesamt 35 Umweltorganisationen unterschrieben wurde. Dazu gehörten unter anderem Watch Indonesia, Robin Wood, die Kritischen Aktionäre und Terre des Hommes. „Wir lehnen Biodiesel total ab“, erklärte Reinhard Behrend von „Rettet den Regenwald“.
Es sei zu erwarten, dass noch mehr Regenwald in Indonesien gerodet würde, warnten die Umweltverbände. Schon heute sei das Land mit rund 10 Millionen Tonnen der zweitgrößte Palmölproduzent nach Malaysia (13 Millionen Tonnen). In den letzten zehn Jahren verschwand allein in Indonesien ein Viertel des Regenwalds, mahnt „Watch Indonesia“. Die Verbände tendieren daher zu drastischen Maßnahmen: „Wir fordern die gesetzliche Festschreibung des Drei-Liter-Autos“, sagte Werner Paczian von „Rettet den Regenwald“.