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Archiv-Artikel

Fast so schädlich wie der Straßenverkehr

LANDWIRTSCHAFT Es gibt immer weniger Bauern, doch diese bewirtschaften immerhin mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands. Die Umwelt belasten sie enorm

BERLIN taz | In der Landwirtschaft arbeiten laut Deutschem Bauernverband heutzutage nur noch etwa 2 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland. Doch die Auswirkungen der Produktion von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen auf die Umwelt sind gigantisch. Deshalb setzen sich besonders viele Umweltschutzorganisationen dafür ein, mit den Agrarsubventionen der Europäischen Union eine schonendere Landwirtschaft durchzusetzen. Diese Strategie könnte durchaus Erfolg haben, denn große Teile der Agrarbranche können nur mit Hilfe der staatlichen Subventionen überleben. Die folgenden drei Beispiele erläutern, welche Bedeutung der Landwirtschaft bei der Umweltproblematik zukommt:

Klima: Die Bauern sind laut Umweltbundesamt für 13 Prozent des Ausstoßes von Treibhausgasen in Deutschland verantwortlich. Das ist fast so viel, wie der Straßenverkehr verursacht. Die meisten Klimagase entweichen aus Mooren, die zum Beispiel intensiv als Äcker genutzt werden. In den Böden ist viel Kohlendioxid (CO2) gebunden. Wenn Bauern die Moore entwässern und umpflügen, entweicht Treibhausgas. Auch die Traktoren produzieren CO2. Außerdem gibt das Vieh das klimaschädliche Methan ab. Um künstlichen Dünger zu produzieren, braucht man viel Energie – das verursacht ebenfalls Treibhausgase.

Natur: Die Landwirtschaft nutzt nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts 53 Prozent der Fläche Deutschlands. Wer verhindern will, dass immer mehr Tier- und Pflanzenarten aussterben, ist also auf die Hilfe der Bauern angewiesen. Doch zurzeit ist die intensive Landwirtschaft der größte Feind der Artenvielfalt, wie Umweltschützer beklagen. Das liege vor allem daran, dass die Bauern im Schnitt mehr Dünger auf ihre Felder kippen, als die Nutzpflanzen aufnehmen können. Der übrigbleibende Rest fließt mit dem Regen zum Beispiel in Seen. Die werden dadurch für Arten unbewohnbar, die auf nährstoffarmes, sauerstoffreiches Wasser angewiesen sind.

Wasser: Der Stickstoffdünger ist ebenfalls ein Problem für unser Trinkwasser. In Deutschland stammen nach Zahlen des Umweltbundesamts mehr als 61 Prozent der Stickstoffemissionen in Gewässern aus der Landwirtschaft. Eine Verbindung des Stoffs, Nitrat, gelangt auch in die Brunnen von Wasserwerken. Dabei trägt diese Verbindung dazu bei, krebserregende Chemikalien zu bilden. Dem Bund für Umwelt und Naturschutz zufolge ist das Grundwasser an fast jeder fünften Messstelle so stark mit Nitrat belastet, dass es nicht mehr zum Trinken geeignet ist. Die Wasserwerke behelfen sich oft, indem sie das zu stark belastete Wasser mit weniger stark verschmutztem mischen.

JOST MAURIN