Helden im Hintergrund

Musiker, die in der Öffentlichkeit wenig bis gar nicht in Erscheinung treten, haben gegenüber ihren sichtbareren Kollegen einen klaren Vorteil: Man lässt sie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Auf die Ergebnisse wirkt sich das mitunter günstig aus. Besonders wenn es um Beiträge geht, die keiner herrschenden Mode folgen.

Max Loderbauer hat als Musiker in den vergangen Jahren immer wieder von sich reden gemacht. Allerdings war er da stets im Verbund mit anderen Künstlern unterwegs, sei es an der Seite von DJ-Star Ricardo Villalobos, mit dem er den Katalog des Jazz-Labels ECM remixte, oder von Techno-Visionär Moritz von Oswald, in dessen Trio Loderbauer mitspielt. Nicht zuletzt betreibt er mit dem befreundeten Produzenten Tobias Freund das Projekt NSI, um spontan hervorgebrachten Klängen funkelnde Gestalt zu verleihen.

Obwohl Loderbauer schon seit einigen Jahrzehnten Musik macht – in den Neunzigern war er eine Hälfte des Ambient-Projekts Sun Electric –, hat er mit „Transparenz“ jetzt zum ersten Mal ein Soloalbum veröffentlicht. Es sind unaufgeregte und freundliche Klänge, die man in seinen instrumentalen Improvisationen zu hören bekommt. Loderbauer arbeitet mit sehr wenigen Elementen, die er mit ausgeprägtem Sinn für Raum und Entwicklung in Beziehung zueinander treten und sich allmählich entfalten lässt. Seine Stücke verströmen dabei eine Leichtigkeit und Wärme, was bei aller Reduziertheit so gar nichts Akademisch-Sprödes an sich hat.

Akademischer – zumindest auf den ersten Blick – gibt sich das Schallplattendebüt von Rashad Becker. Der Masteringenieur des Masteringstudios Duplates & Mastering hat über 1.000 Platten anderer Musiker ihr endgültiges Klanggewand verpasst, der Großteil davon Clubmusik oder Experimentell-Elektronisches. Experimentell klingt auch seine eigene „traditionelle Musik imaginärer Gattungen“, so der Titel des Albums übersetzt.

Doch selbst die in abstrakten Fiep- und Brummtönen daherkommenden Suiten Beckers haben etwas Zugängliches an sich. Vielleicht liegt es daran, dass man immer wieder die Stimmen durchzuhören meint, die vielen seiner Klänge zugrunde liegen, vielleicht ist es der immer wieder durchscheinende Humor in dieser Musik, der diese scheinbar strengen Suiten weit menschenzugewandter wirken lässt als manche elektronische Studie: Imaginäre Gattungen leben ja auch nur in der menschlichen Fantasie. TIM CASPAR BOEHME

■ Max Loderbauer: „Transparenz“ (NSP/Hard Wax)

■ Rashad Becker: „Traditional Music of Notional Species Vol. I“ (PAN)