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Archiv-Artikel

„Der Alleingang ist falsch und schädlich“

Der Konflikt resultiere aus Richtungskämpfen in der Linkspartei, meint Sabine Lösing vom WASG-Bundesvorstand

taz: Frau Lösing, Sie werfen dem WASG-Trio Ernst, Lafontaine und Maurer „Spaltungsszenarien“ vor. Wollen sie nicht gegen die Berliner vorgehen, die das Kooperationsabkommen zwischen WASG und Linkspartei verletzen?

Sabine Lösing: Ich wehre mich gegen die Absolutheit, mit der das Kooperationsabkommen mit dem Wahlantritt in Berlin verbunden wird. Der Alleingang ist zwar falsch und schädlich. Ich denke aber, dass es politisch sinnvoller wäre, diesen Konflikt herunterzukochen und keine Spaltungsszenarien zu entwerfen. Die drei haben das Szenario aufgebaut: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.

Was ist falsch daran, die Berliner WASG juristisch zum Rückzug zu zwingen? Es geht schließlich um das höhere Ziel einer Parteifusion auf Bundesebene.

Es ist unklar, ob es rechtlich möglich ist, diese Wahlanzeige zurückzuziehen. Darüber hinaus würde ein juristisches Eingreifen eine derartige Empörung unter den Mitgliedern auslösen, dass dies schädlicher wäre, als die Berliner antreten zu lassen. Im Übrigen gehe ich davon aus, dass sie ohnehin bei den Wahlen scheitern werden.

Das Programmpapier für einen gemeinsamem Wahlantritt vor zwei Wochen war doch ein Schritt der Linkspartei auf die WASG zu. Will die Berliner WASG überhaupt mit der Linkspartei kooperieren?

Das Papier ist uns als etwas Konsequenteres vorgestellt worden. Übrig blieb nur ein Appell. Es ist kein Beweis dafür, dass die Linkspartei in Berlin ihre gegenwärtige Politik ändern will. Der ganze Konflikt ist Ergebnis der Strömungskämpfe innerhalb der Linkspartei.

Die Linkspartei ist schuld?

Die politisch-inhaltlichen Fehler liegen auf Seiten der Linkspartei. Die WASG zog daraus einen falschen, aber nachvollziehbaren Schluss. Ich habe dafür plädiert, überhaupt nicht in Berlin anzutreten.

Ihr Vorstandsmitglied Andreas Wagner ist zur NPD übergetreten. Haben Sie Angst, dass noch mehr Vorstandsmitglieder Ähnlichkeiten zu den Rechten erkennen?

Bei den Vorstandsleuten sicher niemand. Das gilt auch für die anderen Parteimitglieder. Ich halte Andreas Wagner für einen absoluten Einzelfall. Es gibt Parteiausschlussanträge aus Sachsen, die wir befördern werden.

INTERVIEW: SASCHA TEGTMEIER