Das Ding, das kommt
: Beschaffungs-problem

EINE NADEL braucht, wer Vinyl abspielen will. Und das wird, klar: im Plattenladen gekauft – finden die Ausrichter der anstehenden „Plattenladen- woche“.

Es lässt sich schon beinahe in Jahren bemessen. Ich gestehe: So lange ist es her, dass ich zuletzt hineingegangen bin, um dort auch zu kaufen, was dem Plattenladen seinen Namen gibt. Also nicht, um bloß Zeit totzuschlagen. Oder Schutz zu suchen vor Regengüssen im Herbst. Oder Frühling.

Neulich also: Hamburg-Innenstadt, Plattenladen. So ein Sympathen-Tempel, irgendwann, kurz vor dem Geschlossenwerden, von der Belegschaft übernommen. Und hält sich bis heute, nur den sprichwörtlichen Katzensprung entfernt von Hamburgs traditioneller Haupt-Einkaufsmeile, der Mönckebergstraße, im Schatten hässlicher Bürozweckbauten. Ob’s ein Zufall ist, dass die Stadtoberen gleich daneben das „Occupy“-Camp gewähren lassen?

Nach gefühlten Ewigkeiten also wieder mal ein Nachmittag im Plattenladen. Machen ja, so hört man, in letzter Zeit wieder mehr Leute: Platten kaufen. Drei-, vierstellige Zuwachsraten werden da verbreitet, zugegeben: von allermickrigsten Ausgangszahlen natürlich. Aber sie lebt, die fast vom Markt verschwundene Scheibe, und das mag auch liegen an Events wie der „Plattenladenwoche“, mit der die Branche jetzt zum fünften Mal Land auf, Land ab für sich und ihre Produkte wirbt: mit Konzerten zum Beispiel und mit schön knapp gehaltenen Sonderprodukten.

Dass ich den Laden schließlich ohne Vinylschallplatte verlassen habe, stattdessen mit zwei CDs – noch so ein Geständnis –, hat einen schnöden Grund: Die Nadel an meinem Plattenspieler ist Schrott. Und dafür Ersatz zu bekommen, ist inzwischen ganz schön kompliziert geworden. Nicht bloß in der Hamburger Innenstadt.  ALDI

■ 5. Plattenladenwoche: 21. bis 26. Oktober, u. a. in Braunschweig, Bremen, Flensburg, Göttingen, Hamburg, Hannover, Kiel und Lübeck. Das ganze Programm: www.plattenladenwoche.de