LESERINNENBRIEFE
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Krieg soll salonfähig werden

■ betr.: „Wir brauchen mehr Frontkultur“, taz vom 7. 5. 10

Danke für das Interview, es macht mich wütend. Gruselig, grausig, was der Wehrbeauftragte Herr Robbe da rüberbringt, und es ist Realität: Krieg soll salonfähig werden. Er kommt mit dem Menschlichen. Solidarität, Mitgefühl, Gedenken für die Soldaten an der Front, auch Kunst und Unterhaltung sollen sein. Es ist nicht mein Krieg. Es sind nicht meine Soldaten. Meine Freiheit wird nicht am Hindukusch verteidigt. Sie kann überhaupt nicht verteidigt werden, schon gar nicht mit Krieg. ANNEROSE SCHULZ, Düsseldorf

Ermunterung zum Weitermachen

■ betr.: „Blut, Schweiß, Klimaschutz“, sonntaz vom 8./9. 5. 10

Recht hat Bernhard Pötter sicher mit der Feststellung, dass ökologischer Extremismus à la „Barfuß in Manhattan“ reaktionär ist. Aber: Gewisse individuelle „Verzichtsleistungen“ sind auch unter den gegebenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sinnvoll. Natürlich soll kein Mensch auf Klopapier und elektrisches Licht verzichten müssen, beim Zweitauto und bei „Erdbeeren zu Weihnachten“ sieht das aber schon anders aus.

Vielleicht sind gesellschaftliche Probleme tatsächlich nicht ohne Weiteres individuell zu lösen; aber wenn immer mehr Individuen sich über ihre eigentlichen Interessen klar werden, zu denselben Schlussfolgerungen kommen und diese auch praktisch umsetzen, dann hat das Auswirkungen auf die Gesellschaft und auf die Politik.

Herr Pötter billigt dem „Öko-Lebensstil“ gerade noch eine Hilfsfunktion zu. Klimaschutz sei vor allem eine „politische Aufgabe“. Die Frage ist für mich, ob diese Position „in letzter Konsequenz“ nicht ebenfalls „reaktionär“ ist: Der „Normalverbraucher“ wird praktisch ermuntert, weiterzumachen wie bisher, wenn er nur bei jeder Wahl konsequent sein Kreuzchen bei der „ökologischsten“ Partei macht. Das ist aber noch viel ineffektiver als ein umweltbewusster Lebensstil, und außerdem ist es gar nicht sinnvoll, politisches Engagement und individuelle Lebensgestaltung gegeneinander auszuspielen. WINFRIED SCHUMACHER, Köln

Ein wichtiges Zeichen gesetzt

■ betr.: „Heftige Kritik an „Blockierse“-Thierse“, taz vom 4. 5. 10

Wolfgang Thierse hat ein wichtiges Zeichen gesetzt, wo es um den Widerstand gegen den Rechtsextremismus geht. Die linke bürgerliche Mitte und alle, deren Herz links schlägt, werden ihm hoffentlich darin folgen. Nun aber geht es um die rechte Mitte und die, deren Parteien ein C oder ein F im Namen führen, in den schweren Zeiten, die nun kommen werden, damit die antidemokratischen gewaltbereiten Rechtsextremisten nicht, wie 1933, sich erneut der Straße, dann des Rechts, dann des gesamten Staates bemächtigen. Die eigentlich Mächtigen und Reichen in unserem Staat aus dem Finanzsektor und der Wirtschaft werden wir bei den Gegendemonstrationen vermutlich vergeblich suchen. HANS HOCHREUTER, Wuppertal

Hochachtung für Muslime

■ betr.: „Mit Gottes Segen“, taz vom 28. 4. 10

Die katholischen Bischöfe haben im Zweiten Vatikanischen Konzil über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen 1965 beschlossen: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten.“ Aus christlicher Sicht hätte es daher überrascht, wenn Frau Özkan bei ihrer Vereidigung zur niedersächsischen Sozialministerin als Muslimin auf „So wahr mir Gott helfe“ verzichtet hätte. GEORG WEIL, Hannover