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Archiv-Artikel

Grüner Rasen statt Gotteshaus

Acht Imame und Pfarrer kicken am Samstag im Fußballmatch gegeneinander: Die Idee kommt aus England. Dort gibt es Sport gegen Rassismus nicht nur zur Weltmeisterschaft

von SILKE KOHLMANN

Pfarrer tragen Soutane oder Talar, ihre vertraute Umgebung ist die Kirche. Aber sie können auch anders: Am Samstagvormittag schlüpfen acht Berliner Pfarrer in Fußballtrikots und kurze Hosen. Statt Gotteshaus werden sie zusammen mit acht Berliner Imamen einen grünen Rasen betreten.

Das Fußballspiel soll im Rahmen von „Football for all. Sport against Racism“ zur Verständigung zwischen den Religionen beitragen. „Es ist heutzutage wichtig zu zeigen, dass Kirchen und Moscheen gut miteinander kommunizieren“, sagt Christopher Jage-Bowler. Der Reverend der St. George’s Anglican Church in Charlottenburg-Wilmersdorf ist einer der Organisatoren. „Ich habe von einem solchen Spiel in England gelesen und mir gedacht: Das müssen wir in Berlin auch veranstalten.“ Der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg und die britische Botschaft waren begeistert von der Idee des Reverends.

Er selbst wird am Samstag nicht mit auf dem Rasen stehen: „Ich habe das Fußballspielen leider nie gelernt; ich spiele nur Rugby“, bedauert der 44-Jährige. Er sei von der positiven Resonanz in Kirchen und Moscheen überrascht gewesen. „Alle waren sehr begeistert, und viele Imame wie Pfarrer sagten: Da will ich dabei sein.“ Die Fußballbegeisterung unter Kirchenmännern, sagt der Reverend, sei besonders in Deutschland sehr groß.

Die Konkurrenz wird allerdings hart werden für die Berliner Mannschaft, die in ihren Reihen einen katholischen Priester und einen Angehörigen der Heilsarmee aufbietet: Beim letzten Spiel im englischen Leicester gewannen die Imame mit 6:0. Jage-Bowler ist trotzdem optimistisch. „Die Imame waren auch deutlich jünger als die Pfarrer“, rechtfertigt er die Niederlage und lacht.

Zur Verständigung zwischen den Religionen werden auch drei Mitglieder der jüdischen Gemeinde beitragen – als Schiedsrichter. „Eigentlich wollte ich Rabbiner dafür gewinnen“, berichtet Jage-Bowler. Da das Spiel am Sabbat stattfindet, dürften die aber nicht pfeifen.

Der Reverend hofft, ein solches Fußballspiel jährlich in Berlin organisieren zu können. Und er plant schon für das nächste Jahr: „Vielleicht können wir dann zugunsten eines gemeinsamen Projekts von Christen und Muslimen spielen.“

Anstoß: Samstag, 11 Uhr. Sportplatz der Friedrich-Ebert-Oberschule in Wilmersdorf, Blissestraße 22