INVENTAR : Blasen für Gott
Mit jedem Kirchentag wird das Musikrepertoire zunehmend rockiger, poppiger und souliger. Yeah, tanzt ab zum coolen Sacro-Pop! Wie erfrischend, dass da zumindest ein musikalisches Phänomen ganz bodenständig bleibt: der Posaunenchor. Der Rotz tropft den Laien-Bläsern aus den Instrumentenöffnungen und bildet kleine Pfützen zu ihren Füßen („Das ist doch nur Kondenswasser!“). Picklige Buben, die zitternd ihre Trompete halten. Jo mei, wer braucht’s denn bitte Coolness, wenn er das hohe C blasen kann?
Aus ganz Deutschland kommen sie gepilgert, um mit ihrer guten Laune in Gottesdiensten, Bibelstunden und abendfüllenden Konzerten einen ordentlich dröhnenden Blech-Klangkörper-Sound zu erblasen. Was den Pfadis die Uniform, ist den Blasis die Posaune, Trompete, das Horn oder die Tuba. Bis die Lippen rot und wund sind, der Kopf schmerzt (wo doch der ganze Sauerstoff ins Instrument geht) und der Bierdurst zu groß wird. Das ist wahrer Einsatz.
Und richtig gläubig sind sie meist auch noch. Evangelisch, versteht sich. Da können die Wise Guys mit ihrer bestellten und bezahlten A-cappella-Hoffnung nun wirklich nicht mithalten. EMILIA SMECHOWSKI