: Babyglück im Ost-Eigenheim
DEMOGRAFIE Die neue Bevölkerungsprognose prophezeit einen kleinen Babyboom in den Ostbezirken
Die Ostberlinerinnen haben ihren Nachwende-Gebärstreik aufgegeben: Im Ostteil wird es in den kommenden Jahren einen kleinen Babyboom geben. Die Geburtszahlen im Westen dagegen werden rückläufig sein. Diesen Trend sagt die aktuelle Bevölkerungsprognose des Senats voraus. Allerdings reicht der Zuwachs im Osten nicht aus, um am Durchschnitt von 1,2 Kindern pro Frau etwas zu ändern.
Was sich aber ändern wird, ist der Bedarf an Kita-Plätzen im Osten. Laut dem Berliner Kurier braucht der Bezirk Lichtenberg bis zum Jahr 2015 insgesamt 519 Plätze mehr. In Treptow-Köpenick werde es in fünf Jahren 480 mehr Kita-Kinder, in Pankow 264 mehr geben. „Wir merken den Engpass an Kitaplätzen schon jetzt und sprechen derzeit mit den freien Trägen über neue Einrichtungen“, erklärte die Lichtenberger Bürgermeisterin Christina Emmrich (Die Linke) am Sonntag gegenüber der taz. So werde derzeit eine Musikschule zur ersten neuen Kita ausgebaut. Es werde auch über den Ausbau des Schulangebots beraten.
Der Grund für den Kindersegen: Lichtenberg wird als Wohngegend wieder attraktiv. In den Jahren seit der Wende hatte der Bezirk nach Marzahn-Hellersdorf die zweitgrößte Abwanderungsrate unter den Bezirken, jeder Zehnte hatte die Gegend mit dem tristen Plattenbau-Image verlassen. Jetzt zieht Lichtenberg wieder an, und das vor allem Besserverdienende. „Gerade in Karlshorst bauen sich gut situierte Paare Einfamilienhäuser“, erklärt die Bürgermeisterin. Der Bezirk sei für seine kinderfreundliche Infrastruktur bekannt: Es gebe nahezu 50 Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche, und mit 150 Spielplätzen sei die Dichte hier von allen Bezirken am höchsten.
Der Zuzug wird in Lichtenberg allerdings weitgehend durch anhaltend hohe Abwanderung ausgeglichen. Immerhin prognostiziert die Senatsuntersuchung dem Bezirk für die nächsten 20 Jahre gleichbleibende Einwohnerzahlen. Anders im Baby-Boom-Bezirk Nummer drei: In Pankow gibt es nicht nur mehr Babys, es ziehen zudem mehr neue Bewohner hin als weg. Pankow ist der Bezirk mit dem größten Bevölkerungszuwachs: Lebten 2007 nur 363.600 Berliner in dem Bezirk, werden ihm für das Jahr 2030 sogar 409.000 Einwohner vorausgesagt, was einen Zuwachs von 12,6 Prozent bedeutet.
Auch Treptow-Köpenick wird von Jahr zu Jahr attraktiver, in 20 Jahren sollen dort 15 Prozent mehr Menschen leben als nach der Wende. KATHLEEN FIETZ