Kritische Anmerkungen zur Musikförderung

FESTIVAL Treffen ja, aber eben nicht als Branchentreff: Bei den Berlin Music Days will man sich von der Berlin Music Week absetzen

Irgendwas geht immer in dieser Stadt, musikalisch, und wenn dann noch die veranstalterischen Kräfte gebündelt werden, geht sogar noch eine ganze Menge mehr, sodass man beim Sondieren der Veranstaltungskalender schon mal den Überblick verlieren kann. Was in diesem speziellen Fall allerdings mit an der Namengebung liegt: Berlin Music Days nennt sich der musikalische Reigen, 2009 fand er erstmals statt, und in aller gebotenen Bescheidenheit nur das Feinste vom Besten verspricht man im diesjährigen Durchlauf von heute an bis Sonntag „a week of the finest elelectronic music in Berlin’s best clubs“.

Berlin Music Days (oder kurz: BerMuDa), das klingt dann doch bis auf wenige Buchstaben so wie Berlin Music Week, die Leistungsschau der deutschen Musikindustrie, die eben erst Anfang September in der Stadt stattfand. Und gerade von diesem Branchentreff will man sich bei den Berlin Music Days absetzen. „Bei uns geht es nicht um Verkaufszahlen und Geld“, lässt man in der Pressemitteilung verlautbaren. „Wir interessieren uns einfach für unsere Musikkultur, weil wir selbst seit Jahren in ihr leben und arbeiten.“

Ein Festival für die Szene, aus der Szene heraus, will BerMuDa sein, was deswegen nicht heißt, dass es dabei nicht noch Gesprächsbedarf gäbe. Reichlich Raum dafür ist tagsüber beim BerMuDa-Lab eingerichtet, und in welche Richtung man diskutieren möchte, zeigt gleich der Titel der ersten Veranstaltung heute am Mittwoch: „Von Kannibalen, Kraken und anderen Ungeheuern: Kritische Anmerkungen zur aktuellen Musikförderung in Berlin“ ist die Runde überschrieben, an der auch Katja Lucker, die Musikbeauftragte des Senats, teilnehmen wird (ab 16 Uhr im Watergate, Eintritt frei).

In den Nächten geht es bei den Berlin Music Days dann praktisch um die Musik, in den diversen Veranstaltungsorten und Clubs in Berlin von der Arena bis zum Weekend, heute etwa mit einem Auftritt von Hercules and Love Affair im Postbahnhof. Und mehr aus der Berliner Szene: Jim Avignon beispielsweise spielt als Neoangin am Freitag im Südblock. THOMAS MAUCH

■ Berlin Music Days: 6–10. November, Info: bermuda-berlin.de