: Mücken in der Post
Ein Mückenatlas für Deutschland
Der Sommer ist vorbei, die Mückenplage auch. Trotzdem hat die Mückenforscherin Doreen Werner keine Angst, arbeitslos zu werden. „Die Tiere gibt es das ganze Jahr über“, berichtete die Biologin. Sie betreut am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg den 2012 gestarteten „Mückenatlas“. Das gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut betriebene Portal im Internet informiert über die Verbreitung heimischer und eingeschleppter Arten in Deutschland. Jeder kann mitmachen: Mehr als 7.000 tote Mücken haben Bürger aus ganz Deutschland in diesem Jahr schon eingeschickt.
Rund 31 der 50 in Deutschland bislang nachgewiesenen Arten waren dabei. Exotische Newcomer gab es nicht. Aber die Forscher konnten einen für Deutschland neuen Parasiten nachweisen, den Hundeherzwurm (Dirofilaria immitis), der normalerweise im Mittelmeerraum zu Hause ist. Er wurde in Mücken in Baden-Württemberg und dem Havelland gefunden. Die Mücken können die Wurmlarven auf Hunde übertragen. Der Wurm kann Herzschäden verursachen. Für Menschen ist er in der Regel ungefährlich.
Zuletzt hatten Werner und ihre Kollegen vor zwei Jahren Schlagzeilen gemacht, als sie drei exotische Mückenarten nachweisen konnten: Die Asiatische Buschmücke, die Tigermücke und ein Tier ohne deutschen Namen – Culiseta longiareolata. Anschließend wurde der Mückenatlas initiiert.
Die Forscher interessiert auch, welche Krankheitserreger die Blutsauger einschleppen – etwa das tropische Dengue- oder das West-Nil-Fieber. Horrorvision der Forscher wäre, dass sich einheimische Arten infizieren und die Krankheitserreger weiterübertragen. Speziell für die Virendiagnostik haben Werner und ihre Kollegen in ganz Deutschland 120 Fallen aufgestellt, die mit einem Lockstoff präpariert sind. Die Stichproben aus den Insektenfallen belegen auch den subjektiven Eindruck, dass 2013 ein gutes Mückenjahr war. Die jüngsten Forderungen der CDU im Potsdamer Landtag, gegen die Quälgeister mit Insektiziden vorzugehen, sieht die Expertin hingegen kritisch. Eine „Mückenschützerin“ sei sie zwar nicht, aber eine eventuelle Bekämpfung brauche Augenmaß und langfristige Planung: „Ins Flugzeug setzen, lossprühen und nie mehr Mücken haben, das ist Quatsch.“ DPA, TAZ