Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Was soll man sich immer neu erfinden mit Wortgirlanden, wenn ein paar Stichworte bereits reichen. Also: Dinosaur Jr. und Built To Spill. Qualitätsrock aus den USA. Gitarren. Lang ausgespielt. Lange Haare. Heute am Freitag im SO36, wohin das Konzert vom Astra verlegt wurde. Und Motorpsycho. Qualitätsrock aus Norwegen. Gitarren. Lang ausgespielt. Lange Haare. Am Dienstag im Astra. Womit im Sinne von Angelus Silesius („Mensch, werde wesentlich!“) doch das Wesentliche gesagt wäre, und das hat man auch bei Scout Niblett, eine aufs Wesentliche heruntergestrippte Musik. Gitarre. Ein paar Hiebe aufs Schlagzeug. Und diese fragil trotzigen Lieder von Scout Niblett, die sich immer anhören, als würden sie gleich auf die Nase fallen. Tun sie aber nicht, selbst wenn man ihnen gegen das Schienenbein tritt. Zusammen mit dem manchmal arg gesuchten Kunstpop von Xiu Xiu sind sie am Samstag im HAU 2 zu hören. Außerdem ist der Altherrenrock kein Altherrenrock mehr, sondern so hip, wie er das verdient, wenn er klingt wie bei Phosphorescent, dem nun in Brooklyn ansässigen Projekt um Matthew Houck, das auf dem aktuellen Album „Here’s to taking it easy“ die Flying Burrito Brothers neu erfunden hat mit einem Countryrock, der auch auf den Stones-Platten Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger unterschlüpfen dürfte. Zu überprüfen ist das am Dienstag im Nbi. Die neue Platte vom Kammerflimmer Kollektief heißt „Wildling“, die genau das nicht ist, wild, sondern eher sanft. Und dann wieder doch, in einem wilden Denken, das Calexico-Sonnenuntergänge, den freien Jazz von ganz weit draußen und einen als Minimal Music gespielten Indierock zusammenkriegt in einer Musik, mit der das Kollektief ziemlich einzig nicht nur in Deutschland steht. Ein Wildling eben. Donnerstag in den Sophiensælen.

■ Scout Niblett, Xiu Xiu: HAU 2, Sa., 20 Uhr. 18/12 €

■ Motorpsycho: Astra, Di., 21 Uhr. VVK: 19 €

■ Phosphorescent: Nbi, Di., 22 Uhr. 15 €

■ Kammerflimmer Kollektief: Sophiensæle, Do., 20 Uhr. 13/8 €